Die Treckerfreunde Remscheid frönen einem für eine Großstadt eher außergewöhnlichen Hobby: Die Mitglieder sammeln und restaurieren alte landwirtschaftliche Maschinen und tuckern damit zu Treckertreffen in der Region. Eine aussterbende Freizeitbeschäftigung?
Sie sind nicht sonderlich schnell und für die heutige Zeit alles andere als umweltbewusst. Sie bestechen nicht durch ein ausgefallenes Design und weisen hier und da sogar einige Rostflecken auf.
Sie rattern und knattern laut, sobald sie in Betrieb genommen werden. Und dennoch sorgen sie stets für faszinierte Blicke: Die Rede ist von alten Traktoren, Dreschen und anderen Landwirtschaftsmaschinen, die altersbedingt längst
ausgemustert wurden und ihre Rente nach einem langen Arbeitsleben auf den Feldern nun als rollende Museen genießen. Dass sie nicht verschrottet wurden oder irgendwo in einer alten Scheune vor sich hinrosten, ist den Treckerfreunden Remscheid zu verdanken.
Nachwuchsmangel bei den Treckerfreunden
Seit bald 18 Jahren gibt es den Verein für Kenner und Liebhaber alter landwirtschaftlicher Maschinen. Gegründet wurde er 2006 von Manfred Dörpfeld, der als einer der wenigen diese schweren Maschinen auch beruflich nutzte. Mittlerweile genießt der 82-Jährige seine Rente, doch den Treckern ist er immer noch verfallen. „Ich selbst schraube seit 1957 an Treckern“, verrät Dörpfeld.
Beigebracht habe er sich das selber. Anders als die modernen Fahrzeuge von heute, die allesamt mit Chips, jeder
Menge Schaltkreisen und Platinen ausgestattet sind, ging es früher auf dem Land deutlich rustikaler zu. Traktoren,
Mähdrescher und Co. konnten mit ein wenig handwerklichem Geschick und etwas Verständnis für Technik eigenhändig repariert werden.
Ein Wissen, das aber immer mehr verloren zu gehen scheint. Im Verein gebe es nur noch drei Schrauber: Neben Dörpfeld und dem aktuellen Vereinsvorsitzenden Tom Krampe kennt sich auch Gerd Arnold (79) mit den alten
Maschinen aus. Er besitzt einen alten polnischen Trecker Ursus von 1947, an dem er allerhand repariert und restauriert hat. Hunderte von Stunden, schätzt er, habe er schon an dem alten Fahrzeug gearbeitet. „Als Kind habe ich in der Landwirtschaft mitgearbeitet, daher der Bezug zu den Maschinen“, erklärt Arnold.
Doch jungen Leuten, die in der Stadt wohnen, fehle dieser Bezug, was zu einem mangelnden Interesse an diesem
ungewöhnlichen Hobby führe. Dafür erhalten die Treckerfreunde allerdings häufiger Besuch von Leuten, die aus reiner Freizeitbeschäftigung einen alten Trecker kaufen und dann nicht so recht wissen, wie es weitergeht. „Die meisten stoßen dazu, weil sie etwas wissen wollen, was sie woanders nicht erfahren können“, sagt Dörpfeld.
Das über die Jahre zusammengetragene Know-how macht die Treckerfreunde zu einem besonderen Verein. Nur leider,
stellt auch Arnold fest, „fehlt uns der interessierte Nachwuchs, an den man das Wissen weitervermitteln könnte.“ Denn
Baupläne beispielsweise gebe es für besonders alte Modelle nicht. Dem Verein treten nur wenige bei, obwohl eine Mitgliedschaft gerade mal einen Euro pro Monat kostet.
Vereinsleben hat unter der Pandemie gelitten
Die derzeit zwölf Treckerfreunde können auf einen Fundus von insgesamt 19 Treckern zurückgreifen, die sie regelmäßig bei Veranstaltungen präsentieren. Drei Maschinen aus den Jahren 1880, 1930 und 1935 gehören dem Verein. Die übrigen Trecker sind im Privatbesitz der Mitglieder. Dörpfeld selbst hat vier Maschinen in seinem Besitz.
Das Vereinsleben habe unter der Pandemie stark gelitten, bedauert Dörpfeld. Treffen und Austausch seien kaum
möglich gewesen. Das versucht der Verein nun wieder anzukurbeln. „Es soll wieder wie früher werden“, sind sich
die Mitglieder einig. Deswegen gibt es jeden ersten Mittwoch im Monat einen Stammtisch. Um 19 Uhr treffen sich die Mitglieder im neuen Vereinslokal, der Gaststätte Losenbüchel in Remscheid.
Cristina Segovia-Buendia – ENGELBERT Redaktion