Ich bin eine Andere

Die Solingerin Alexandra Wolter verwandelt sich
regelmäßig in berühmte Film- und Fantasyfiguren. Ihre traumhaften Kleider schneidert die erfahrene Kostümbildnerin und Musicaldarstellerin selbst.

Manchmal ist sie Elsa aus dem Disney-Hit „Die Eiskönigin“. Manchmal auch jemand ganz anderes. Babydoll aus dem Fantasyfilm „Sucker Punch“ zum Beispiel. Die Solingerin Alexandra Wolter ist leidenschaftliche Cosplayerin. Cos … was? Cosplay ist ein Rollenspieltrend aus Asien – es geht darum, so echt und detailgetreu wie nur möglich eine andere Rolle zu verkörpern, beispielsweise Figuren aus Filmen, Mangas oder Comics. Alexandra Wolter entdeckte das Cosplay vor gut vier Jahren. Damals wurde sie von Freunden mit auf eine Messe genommen, bei der sich viele Cosplayer trafen und gegenseitig bestaunten. Heute ist sie diejenige, die für Messen sogar gebucht wird. Auftritte in der Öffentlichkeit hatte sie schon als Kind, so  spielte sie beim „Jungen Musical” in Leverkusen mit. Dort war sie nicht nur Akteurin, sondern später auch für die Kostümabteilung zuständig. Das macht sie bis heute mit größter Freude. Hierbei entdeckte sie auch ihre Leidenschaft für das Nähen und Designen, was sie jetzt gut bei ihrem Hobby, dem Cosplay, ausleben kann.

Für ihre erste Rolle, die Figur „Babydoll“ aus „Sucker Punch“, musste sie sich nicht wirklich verstellen: „Ich mag es, wenn ich keine Perücke tragen muss, dann bin ich mehr ich selbst und kann mich mit der Rolle besser identifizieren.” Falls sie doch mal eine tragen muss, bekommt sie tatkräftige Unterstützung von ihrer Schwester. Bei Rüstungen oder anderen aufwändigen Arbeiten hilft ihr ein guter Freund. Allein letztes Jahr hat sie zwölf verschiedene Figuren verkörpert. Die Kostüme sind jedes Mal anders und alle selbst gemacht. „Natürlich könnte ich mir auch ein einfaches Karnevalskostüm kaufen. Aber dann würde der Reiz an der Sache verloren gehen”, sagt sie. „So kann ich selber entscheiden, was ich will und kleine Details mit einbauen.” Die Stoffe für die Kostüme kauft sich Alexandra Wolter am liebsten in kleinen Stoffläden in der Umgebung. „Dort kann ich ihn anfassen und mir direkt etwas vorstellen. Die Beratung vor Ort ist auch wesentlich besser als im Internet, und manchmal bekomme ich noch den einen oder anderen Tipp.” Ein Kostüm zu schneidern dauert je nach Rolle um die 50 Stunden.

Fünf Stunden pro Woche investiert Alexandrea Wolter ins Cosplay. Mit Erfolg: Auf ihrer Facebookseite „Colibri Soul Cosplay“ hat sie über 3000 Follower. Regelmäßig versorgt sie ihre Fans mit neuen Fotos. Für ein Shooting fährt sie auch gerne mal ein wenig weiter weg. Für ihre Lieblingsrolle „Belle” aus dem Disney-Film „Die Schöne und das Biest” ist sie beispielsweise nach Holland gefahren in einen Schlossgarten voller Rosen. Auch bei der Medieval- und Fantasyconvention auf Schloss Burg war Alexandra als Cosplayerin zu Gast – und in bester Gesellschaft in einer Phantasie-Welt rund um „Game of Thrones” und „Der Herr der Ringe”. Bei solchen Auftritten hilft ihr die Erfahrung aus ihren Musicalauftritten. Aktuell probt sie an den Stücken „Big Fish” und „Dracula”, welche bald ihre Premiere in Leverkusen und Düsseldorf haben werden.

Trotz des Stresses bei den Proben bleibt nach wie vor genügend Zeit fürs Cosplaying. Das macht sie auch gerne für wohltätige Zwecke, zum Beispiel auf der Kinderstation in Krankenhäusern. Etwas ganz Besonderes, wie sie findet: „Wenn ich dort bin, trage ich nicht nur das Kostüm, sondern bin wirklich diese Figur. So können die Kinder wenigstens für einen Augenblick ihre Schmerzen vergessen. Am liebsten mögen die Kinder die Eiskönigin Elsa.” Sie erinnert sich noch gut an ein Mädchen zurück, das an Leukämie erkrankt war. Nach Elsas Besuch im Krankenhaus beschloss die Vierjährige, weiter zu kämpfen – und wurde geheilt.

Ein Artikel von Elena Broch aus dem ENGELBERT Solingen, Ausgabe 22.
Fotos:  Alexandra Wolter