Ein schneller Strich auf Papier

Mit viel Witz und Farbe verwandelt Remscheider Jens Stippkugel den Alltag in kleine Comicgeschichten – und bringt Menschen damit zum Lächeln.

Fröhliche Figuren, lustige Wortwitze, viel bunte Farbe: Gemalt und gezeichnet, erzählt Jens Stippkugel, habe er eigentlich schon immer. Zu Schulzeiten während des Unterrichts auf den Rändern seiner Schulhefte und mittlerweile im Beruf als Industriekaufmann, wenn er Telefonate mit Kollegen und Kunden führt, auf Druckerpapier und Post-its. Auch zu Hause, wenn er sich am Küchentisch oder im Wohnzimmer mit seiner Familie unterhält, hat er eigentlich immer Stift und Papier zur Hand und kritzelt herum. „Irgendwie schlummerte das immer in mir. Das Zeichnen hat mir immer Spaß gemacht, aber ich hatte nie das Gefühl, dass es gut für die Welt wäre. Andere waren darin immer besser“, sagt der 53-Jährige.

Jens Stippkugel – Remscheid mal lustig, Foto: Cristina Segovia-Buendía

Ein Schatz im Keller

Vor gut zehn Jahren, nach einer „schicksalhaften Begegnung“ auf der Spielemesse in Essen, änderte sich seine Sichtweise auf seine Kreationen. Er begann als „Comicstipp“ die Welt etwas bunter zu gestalten. Damals traf er die deutsch-italienische Comiczeichnerin Sarah Burrini, die ihn animierte, seiner Leidenschaft nachzugehen. „Sie sagte mir: ‚Mach doch einfach, wenn es dir doch Spaß macht.‘ So habe ich mich langsam an diese Welt herangetastet.“ Jens Stippkugel besuchte Comic-Messen, trat dort ins Gespräch mit verschiedenen Künstlern und belegte schließlich einige Comic-Kurse. Er entdeckte, dass ihm die Kombination aus Wort und Bild, also die Grundlagen von Comics, besonders zusagte. „Ein schneller Strich auf Papier“, beschreibt Stippkugel sein Handwerk. Seitdem trägt er eigentlich immer ein Skizzenbuch bei sich. Mittlerweile hat er sich eingestanden, dass diese Leidenschaft für Zeichnungen und Comics immer in ihm steckte, er sie aber bisher nicht ausgelebt hatte. Die Kiste seiner Leidenschaften, beschreibt Stippkugel, sei für viele Jahre im Keller verstaubt, bis er sie wie einen vergrabenen Schatz hervorgeholt und geöffnet hat. Zur Freude seiner Umwelt: Seine Zeichnungen sind ein echter Renner, und zwar nicht nur im Freundes- und Bekanntenkreis.

Zu Geburtstagen und Jubiläen fing er bereits vor Jahren an, seine Liebsten mit selbstgezeichneten Karten zu beschenken. „Die kommen so gut an, dass sie mittlerweile regelrecht erwartet werden und die Leute sogar enttäuscht sind, wenn ich nicht mit einer Karte vorbeikomme“, erzählt der 53-Jährige amüsiert. Er hat sich in den vergangenen Jahren ein großes Netzwerk zu lokalen und regionalen Künstlern erarbeitet, stellt regelmäßig aus und wird kräftig angefragt, um besondere Momente in belebten Strichen und Farben zu verewigen. Für seine Werke, erzählt der Hobbykünstler, der im Alltag nach wie vor seinem Bürojob nachgeht, benutze er „ganz altmodisch Bleistifte und Fineliner.“ Um seine Comics zu kolorieren, mache er allerdings auch von japanischen Alkohol-Malstiften Gebrauch, die auch von Manga-Zeichnern genutzt werden.

Comicstipp mit Freundinnen und Künstlerkolleginnen, Foto: Cristina Segovia-Buendía

Von Remscheid nach Malaysia

Seit gut einem Jahr ist er Mitglied im Künstlerkollektiv „Kulturbunt“, das derzeit Räumlichkeiten im Remscheider Alleecenter als Ausstellungsraum nutzt. Regelmäßig treffen sich die Vereinsmitglieder, feiern Vernissagen, tauschen sich aus und unterstützen einander. Auch zu überregionalen Künstlern hat er Kontakt, besucht sie auf Messen in Köln, Aachen und Berlin. Als Comicstipp hat er seinen ganz eigenen Stil gefunden und sogar ein Mini-Ich kreiert, das als Markenzeichen und Maskottchen seine Werke ziert. Es ist ein Selbstporträt als Comic, ein kleiner Mann mit grünem Pulli, Brille und Spitzhaar, der fröhlich von seinen Bildern aus grüßt. Die Anfragen für Auftragsarbeiten werden von Ausstellung zu Ausstellung mehr, wenn kunstaffine Menschen ein besonderes Geschenk zum Geburtstag, Hochzeit oder dem Jubiläum suchen, verrät Stippkugel zufrieden. Seine Postkarten sind mittlerweile sogar bis nach Japan und Malaysia gereist. Sein großer Wunsch: die Leidenschaft zum Beruf zu machen und von seiner Kunst leben zu können. „Das wäre ein echter Traum, aber ich bin auch Realist.“ Wichtig ist ihm, seine Freude an der Kunst nicht zu verlieren und mit seinen Figuren und Karikaturen Menschen weiterhin ein fröhliches Lächeln zu entlocken.

Cristina Segovia-Buendía
Titelbild: Foto: Cristina Segovia-Buendía