Stars hinter der Kamera

Der rheinische Filmemacher, Regisseur und Medienpädagoge Tom Jantschik hat sich im Bergischen mit der „Jungen Filmschule“ im soziokulturellen Jugendzentrum „Die Welle“ in Lennep einen Namen gemacht. Einem seiner Nachwuchs-Filmkurse hat er inzwischen sogar zum Deutschen Jugendfilmpreis verholfen.

Die Theater-AG in der Schule war für Tom Jantschik damals der Auslöser, dass er sich nach seinem Abitur für das Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft an der Uni Köln entschied. Während des Studiums fing der heute 44-jährige Medienprofi sprichwörtlich Feuer für Film und TV. „Ich habe damals meinen ersten Kurzfilm gedreht. Das war ein prägendes und erfüllendes Erlebnis, das mich bis heute begleitet.“ Es folgten Praktika in namhaften TV-Redaktionen des WDR und RTL sowie Fortbildungen in Videoproduktions-, Drehbuch- und Journalismus-Seminare bei renommierten Film-Regisseuren und TV-Redakteuren. Nach dem Studium absolvierte der Filmemacher ein Volontariat bei einer Münchner Film- und Fernsehproduktionsfirma und ab da reiste er quer durch die Welt, um Beiträge für verschiedene TV-Formate in unterschiedlichen Sendern zu drehen. Ein Traum für jeden, der versucht, in dieser hart umkämpften Branche Fuß zu fassen. Doch Jantschik erfüllte das allein bald nicht mehr. Mit der Geburt seines Kindes wollte der frisch gebackene Familienvater nicht mehr so lange und so weit von seinem Baby getrennt sein und beschloss eine Neuausrichtung. Nach wie vor ist er als freiberuflicher Filmemacher unterwegs, doch lebt er nun auch seine zweite Leidenschaft als Medienpädagoge aus.

Früher reiste Tom Jantschik für Filmaufnahmen durch die ganze Welt. Das Feld der Medienpädagogik hat er erst vor einigen Jahren für sich entdeckt.

Durch die Aktion Mensch gefördert

Vier Jahre lang leitete er den Videobereich des „jfc Medienzentrums“ in Köln, betreute soziale und künstlerische Filmproduktionen und gründete als Projektleiter und Dozent die „jfc Filmschule“. Hier unterrichtete er bis 2019 Filmschüler in Dramaturgie und filmischen Gestaltungsmittel. Über Umwege und persönliche Kontakte landete Jantschik 2021 im beschaulichen Lennep. „Ich kannte die Stadt nicht, war nie vorher hier gewesen, aber man hatte mir von der ‚Welle‘ erzählt.“ Das soziokulturelle Jugendzentrum war auf der Suche nach einem Medienpädagogen und der Kölner bewarb sich. Was daraus folgte, ist eine Erfolgsgeschichte, die buchstäblich Schule machen sollte.

Mit der Aktion Mensch fand Jantschik schließlich einen Fördermittelgeber, der seine Vision einer Filmschule ermöglichte. Seit 2022 gibt es in der „Welle“ die Nachwuchswerkstatt „film mit! Junge Filmschule“, die sich an Jugendliche zwischen zwölf und 22 Jahren richtet. Wer Lust hat, das Kunsthandwerk für schillernde Aufnahmen und Produktionen zu erlernen, kann mittwochs von 15 bis 17 Uhr vorbeikommen. Aktuell sind hier noch Plätze frei. Das Projekt „Junge Filmschule“ wird noch bis Ende 2025 von der Aktion Mensch gefördert. Um auch danach weitermachen zu können, versucht man schon jetzt die Lokalpolitik von sich zu überzeugen und dafür zu sorgen, dass die Stadt Remscheid das erstklassige Angebot aufrechterhält. 

In der „Jungen Filmschule“ in Lennep lernen die Jugendlichen alles rund um Film, Fernsehen und Medien.

Wertvolle Medienkompetenzen erlernen

Sowohl in der Welle als auch an Schulen der Region bieten Jantschik und sein Team die kostenlosen Filmkurse an. Innerhalb eines guten Jahres lernen die Teilnehmer, wie Bewegtbilder aufgenommen und je nach Genre bearbeitet werden. Dafür, erklärt der Medienpädagoge, entwickeln die Jugendlichen eine Idee, die sie dann in jedem Schritt selbst realisieren – vom Storyboard über Aufnahmen, Requisiten und Maske bis hin zur späteren Post-Produktion im Schnitt. Über das Oberflächliche hinaus lehrt der Kurs die Jugendlichen aber mehr als nur das Handwerk des Filmemachers. „Die Jugendlichen lernen dadurch auch, wie Bilder und Einstellungen funktionieren, wie Aufnahmen im Nachgang verändert, geschnitten und manipuliert werden können“, erklärt der Medienpädagoge. Spielerisch entwickeln die Teilnehmer so eine wertvolle Medienkompetenz, die sie kritischer werden lässt mit dem, was ihnen tagtäglich in den Medien und vor allem über die sozialen Medien kommuniziert wird. Und das funktioniere in der Filmschule deutlich besser als in jedem Schulfach, hat Jantschik festgestellt.

Letzte Vorbereitungen für einen Gruselfilm in der „Welle“ im vergangenen Herbst.

Wie engagiert die Teilnehmer in den Kursen sind, hatte den Pädagogen zu Beginn selbst überrascht. Dabei hat Jantschik schon so manches Talent entdeckt. Das bisher größte Aushängeschild der jungen Filmschule ist die Auszeichnung des Deutschen Jugendfilmpreis für den Film „Allein“ der Ü13-Gruppe der Heinrich-Neumann-Schule. Ein kurzweiliger Gruselfilm, der nicht nur den Jugendlichen Spaß bereitete, sondern auch die Jury überzeugte. Seit der Auszeichnung sei jeder andere Kurs der Schule mit Feuereifer dabei, verrät Jantschik schmunzelnd: „Sie wollen jetzt alle einen Filmpreis gewinnen.“ Cristina Segovia-Buendía