Das Universum in der blauen Kugel

Das Weltall ist faszinierend – das wird bei einem Besuch im Galileum Solingen mehr als deutlich Das Planetarium feierte im vergangenen Jahr seinen fünften Geburtstag und konnte einen Besucherrekord verzeichnen.

Antonio Buzza, Foto: Anne Richter

Riesig groß lodert die Sonne, die Erde daneben wirkt winzig. Im nächsten Moment: pechschwarze Nacht, die Sterne am Firmament leuchten viel heller, als man es gewohnt ist. Nun verbinden Linien die strahlenden Punkte und zeigen die verschiedenen Sternbilder am Himmel nach. Unser Universum ist faszinierend – das wird bei einem Besuch im Galileum Solingen mehr als deutlich. Das Planetarium kann mit seinem modernen Sternenprojektor rund 8500 Sterne naturgetreu an der Kuppel abbilden, die Software „SkyExplorer“ ermöglicht es zudem, mit Beamern etwa 100 Millionen astronomische Objekte darzustellen und damit den Kosmos immersiv und in 360 Grad erlebbar zu machen. Das berichtet Antonio Buzza, Mitglied des Vorstands der Walter-Horn-Gesellschaft und regelmäßig als Show-Moderator im Einsatz. „Bei jeder Show im Planetarium mit Moderation gibt es einen Live-Teil, bei dem wir den Himmel erkunden“, erklärt Buzza. Mit dem Programm kann er es auf Knopfdruck schneien lassen, den Mond aus der Nähe zeigen oder einen Ausflug zum Pferdekopfnebel unternehmen. Das Angebot des Galileums ist vielseitig: Neben einem facettenreichen Kinderprogramm gibt es Shows für Erwachsene, Musikprogramme, Live-Konzerte, Fachvorträge und Specials. „Etwa alle vier Monate gestalten wir ein neues Programm“, sagt Buzza. Wer möchte, kann den Raum mit dem modernen Equipment zudem auch für eigene Veranstaltungen mieten.

Im vergangenen Jahr feierte das Galileum seinen erst fünften Geburtstag und schon nach dieser kurzen Zeit ist klar, dass sich das Projekt des Betreibers Walter-Horn-Gesellschaft gelohnt hat – regelmäßig werden die Besucherrekorde gebrochen, im vergangenen Jahr kamen mehr als 40.000 Menschen. Die für das Galileum notwendigen Investitionen in Höhe von etwa 6,5 Millionen Euro steuerte das Land bei, weitere rund zwei Millionen Euro für die hochwertige Technik musste die Gesellschaft selbst aufbringen. Dank des großen Zuspruchs des Publikums – die Gäste kommen aus einem Umkreis von etwa 100 Kilometern – wird es aber voraussichtlich schnell gelingen, schuldenfrei zu werden.

Glaskugel ist ehemaliger Vorratsspeicher

Die Geschichte der Gesellschaft reicht schon mehr als 100 Jahre zurück. Am Anfang stand der Lehrer Walter Horn, der ab 1918 Astronomie-Kurse an der Volkshochschule anbot. Das Interesse war groß, es entstand ein astronomischer Verein und schließlich wurde 1924 eine Sternwarte eröffnet. „Über die Generationen ging es immer so weiter“, sagt Buzza. Der Verein benannte sich später in Walter-Horn-Gesellschaft um, in den 1990er-Jahren wurde eine größere Sternwarte eröffnet. Schon damals gab es immer wieder Stimmen, die sich ein Planetarium für Solingen wünschten, die Standortsuche gestaltete sich allerdings schwierig. 2009 dann die Chance: Eine große Glaskugel mit 26 Metern Durchmesser sollte stillgelegt werden, sie wurde nicht mehr als Vorratsspeicher gebraucht. Eine Kugel erschien ideal für ein Planetarium und so wurde das heutige Galileum auf den Weg gebracht. Seit 2014 gehören der Gasbehälter sowie das Gelände am heutigen Walter-Horn-Weg 1 der Walter-Horn-Gesellschaft. Mehr als 170 Architektur-Bewerbungen aus ganz Europa gingen für das einzigartige Projekt Galileum Solingen ein, und es wurde überlegt, wie die Kugel am besten genutzt und mit einem Gebäude verbunden werden könnte. „Das Planetarium ist eigentlich eine Kugel in der Kugel“, erklärt Buzza. Die Schallproblematik, die Luftqualität und die fehlende Isolierung erlaubten es nicht, die Metallkugel ohne diesen zusätzlichen Innenausbau zu nutzen. Mit zwölf Metern Durchmesser der Kuppel zählt es zu den Mittelplanetarien, 84 Gäste finden Platz. „Je größer das Planetarium, desto höher die Kosten“, erklärt Buzza, warum nicht noch größer gedacht wurde.

Science-Fiction-Ausstellung geplant

Im nebenstehenden Gebäude befinden sich unter anderem ein Ausstellungsraum, der regelmäßig neu bestückt wird. Momentan ist dort beispielsweise ein originalgetreues Modell eines Marsfahrzeugs zu sehen. „Momentan planen wir eine neue Ausstellung zum Thema Science-Fiction“, sagt Antonio Buzza. Erste Modelle von bekannten Raumschiffen gibt es schon, zumeist wurden sie von Mitstreitern aus der Walter-Horn-Gesellschaft selbst gestaltet. Diese hat derzeit rund 100 Mitglieder, von denen sich etwa 20 regelmäßig aktiv einbringen. „Jeder darf bei uns mitmachen und das beisteuern, was ihm Freude bereitet“, erklärt Buzza. Der Kreis zu Walter Horn schließt sich auf dem Dach des Gebäudes, denn dort befindet sich die heutige Sternwarte der Gesellschaft. „Es gibt ein System zur Blitzortung und eine AllSky Cam fängt den 360 Grad-Blick des Himmels über Solingen ein“, sagt Buzza. Herzstück ist ein hochwertiges, vollautomatisiertes Teleskop. Derzeit wird die Sternwarte nur von den Vereinsmitgliedern regelmäßig genutzt, perspektivisch soll es auch Angebote für die Öffentlichkeit geben.

Durch den hochauflösenden Projektor können die Besucher jedes Detail des Mondes erkennen. Foto: Galileum Solingen

Anne Richter
Titelbild: Galileum Solingen

http://www.galileum-solingen.de