Die evangelische Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus serviert an der Balkantrasse zwischen Wermelskirchen und Burscheid Köstlichkeiten und gute Worte. Die Waffelpause ist längst mehr als ein Geheimtipp.
Die bunten Wimpel an der Girlande über der Trasse flattern im Wind. Eine Familie steigt von den Rädern, sucht
nach den Schlössern und blickt sich dann an dem kleinen Holzhäuschen um. Die evangelische Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus hat die Tische gedeckt und die Fenster der Hütte weit geöffnet. Rosemarie Fischer reicht
eine Waffel über die Theke, Kaffee dampft in den weißen Bechern.
Die Neuankömmlinge machen zum ersten Mal Rast bei der „Waffelpause“ an der Balkantrasse zwischen Wermelskirchen und Burscheid. Christine Eggermann vom Gemeinde-Team geht auf die beiden zu, sagt ein „Herzliches Willkommen“ und empfiehlt ihnen eine warme Waffel.
Die Tische haben sich an diesem sonnigen Sonntagnachmittag bereits gut gefüllt. Die Ehrenamtlichen haben alle Hände voll zu tun. „Genauso wünschen wir uns das“, sagt Dorothea Hoffrogge, Vorsitzende des Presbyteriums
der Gemeinde: „Die Menschen sollen sich bei uns wohl- und willkommen fühlen.“
Deswegen beschloss das Presbyterium der kleinen evangelischen Gemeinde vor über zehn Jahren, neue Wege zu gehen. Die Ehrenamtlichen um Pfarrer Traugott Schuller träumten davon, einen Ort zu schaffen, an dem die
Menschen wirklich satt würden.
„Dieses Gemeindegrundstück ließ sich nicht zu Bauland umwidmen“, erzählt Hoffrogge und deutet auf die große Wiese direkt an der Balkantrasse, eingerahmt von alten Bäumen und blühenden Hortensien. „Also entschieden wir gemeinsam, hier die Waffelpause ins Leben zu rufen“, sagt sie. Mit einem Zelt, den Waffeleisen der Ehrenamtlichen und einer Kaffeemaschine rückte das erste Team im Sommer 2012 auf dem Grundstück an.
Mehr als zehn Jahre später freuen sich Hunderte Radfahrer und Spaziergänger, Gemeindeglieder und Kirchenferne immer noch über die Einladung zur Waffelpause. Eine Holzhütte hat inzwischen das Zelt abgelöst, hochmoderne Waffeleisen, Industriespülmaschine, Kühlmöglichkeiten und ein Toilettenhäuschen wurden angeschafft.
Mit Unterstützung von Fördertöpfen ist ein barrierefreier Weg zur Holzhütte entstanden. Viele Ehrenamtliche sind inzwischen im Einsatz, um zwischen Mai und Oktober jeden Sonn- und jeden Feiertag die Tore zu öffnen. Gottesdienste werden unter freiem Himmel gefeiert. „Im Kern sind wir uns treu geblieben“, sagt Hoffrogge.
Es gibt Waffeln, Kaffee, Kaltgetränke und Brühwürstchen. „Schlicht und einfach“, sagt sie. Gleichzeitig soll keiner mit
einer hungrigen Seele nach Hause gehen. Und deswegen gibt es ein Gesprächsteam, das auf die Menschen zugeht.
„Nicht aufdringlich, sondern als Angebot“, betont Hoffrogge. Wer sich etwas von der Seele reden oder an einem Sonntagnachmittag einfach nur plaudern wolle, der bleibe an der Waffelpause nicht alleine. „Wir wollen als Gemeinde zu den Menschen gehen.“ Und dazu gehört auch, dass die Kirchengemeinde eng mit den Vereinen in der Nachbarschaft zusammenarbeitet.
Im Sommer 2022 ist auf der Wiese neben der Waffelpause in Kooperation mit dem TuS Wermelskirchen ein Bewegungsparcours entstanden – auch und besonders für Erwachsene. An den Geräten treffen sich
Gruppen der Sportvereine, aber hier kommen sonntags auch Besucher der Waffelpause in Bewegung.
„Wir machen das hier nicht aus wirtschaftlichen Gründen“, erklärt die Presbyteriumsvorsitzende. Der Aufwand sei viel zu hoch, als dass sich das Modell rechne. Trotzdem tut der Gemeindekasse die Spende der Waffelpause jedes Jahr gut. „Vor allem freuen wir uns über die vielen Begegnungen“, sagt Hoffrogge.
Theresa Demski – ENGELBERT Redaktion