Der radelnde Öko-Imker

Albrecht Nunn aus Hückeswagen hat viele Bienenvölker. Seinen Honig bringt er mittlerweile mit dem E-Lastenrad zu den Haushalten. Das Rad wurde von der EU gefördert.

Albrecht Nunn ist Imker aus Leidenschaft. Seit knapp fünf Jahren hat er an mehreren Standorten in Hückeswagen, Wipperfürth und Bergisch Born mehrere Bienenvölker – die fleißigen Insekten liefern ihm pro Saison um die 800 Gläser Honig. Die brauchen Abnehmer, denn so viel Honig kann kein Haushalt alleine konsumieren.

Nunn ist zunächst den Weg vieler anderer Hobbyimker gegangen. „Ich habe meinen Honig in der Regel an der Haustür verkauft. Aber wegen der Corona-Pandemie sind viele Menschen vorsichtiger geworden, kommen nicht unbedingt mehr so gerne an die Haustür“, sagt Nunn.

©Wolfgang Weitzdörfer

Ihm sei es aber wichtig, dass die Menschen regionalen Honig konsumierten. „Er hat unglaublich viele Vorteile
gegenüber industriell hergestelltem Honig, gerade was die Themen Reinheit, Qualität und eben Nachhaltigkeit angeht“, sagt er. Die Nachhaltigkeit sei dabei noch das am einfachsten nachvollziehbare Thema. Der Vorteil liege auf der Hand: Wird der Honig in Hückeswagen produziert, muss er nicht über Tausende von Kilometern von irgendwoher gebracht werden.

Nicht ganz so offensichtlich ist es bei der Reinheit und der Qualität. „Discounterhonig ist zu 80 Prozent ein Verschnitt aus Nicht-EU-Ländern, 40 Prozent davon wiederum kommen aus China“, sagt Nunn. In sogenannten Honigfabriken wird der Honig mit künstlichen Enzymen versetzt. „Beim heimischen Honig machen die Bienen all das selbst, was in den chinesischen Fabriken maschinell erledigt wird“, sagt Nunn.
Außerdem ist das Bergische Land im Vergleich zu jenen Regionen in der Welt, aus denen der Discounterhonig kommt, deutlich weniger schadstoffbelastet.

Um die Idee der Nachhaltigkeit auch jenseits der reinen Honigproduktion umzusetzen, hat Nunn sich auf die Suche nach einer Alternative zum Auto gemacht. „Vor drei Jahren habe ich gehört, dass ein Lastenfahrrad auch durch EU-LEADER-Mittel gefördert werden kann. In Duisburg wurde so ein Projekt genehmigt und umgesetzt“, sagt Nunn.
„Ich will nicht hinterherlaufen, sondern selbst aktiv werden – eben als eine Art Vorreiter“, erklärt der Imker.
Und so habe er sich ebenfalls um LEADER-Mittel beworben. „60 Prozent des Kaufpreises – ein mittlerer vierstelliger Betrag – sind übernommen worden“, sagt Nunn erfreut.

LEADER-Förderung im Bergischen Land
LEADER ist ein europäisches Förderprogramm, das ländlichen Gebiete stärken soll. Der Verein LEADER Bergisches Wasserland organisiert den Prozess in acht Kommunen im Bergischen Land. In der Region haben bis Ende vergangenen Jahres 39 LEADER-Projekte einen Zuwendungsbescheid erhalten, davon sind 13 abgeschlossen. Diese Projekte werden mit etwa 2,1 Mio. Euro LEADER-Mittel gefördert, hinzu kommen 305.000 Euro für 38 Kleinprojekte.
Eine Übersicht der geförderten Projekte gibt es auf www.leader-bergisches-wasserland.de

100 Kilo Honig passen in die Transportbox

Durch das E-Lastenrad könne er das Auto fast vollkommen ersetzen. „Die Transportbox ist ausreichend groß, um 100
Kilogramm, das wären 200 Gläser Honig, auf einmal zu transportieren – das ist natürlich mehr, als ich in einer Runde
verteile.

Der elektrische Motor hat eine Reichweite von 50 Kilometern pro Ladung, ich kann mit einer Geschwindigkeit von etwa 25 km/h fahren“, sagt Nunn. Das biete nicht nur ausreichend Möglichkeiten, um die notwendigen Arbeiten an den
unterschiedlichen Standorten der Bienenvölker zu erledigen. „Ich kann auch per Honig-Express den Honig zu den Kunden bringen“, sagt Nunn.

Nach Terminvereinbarung komme der Honig nun mit nahezu Null-Emission nach Hause. „Leere Gläser nehme ich direkt wieder mit, um sie dem Produktionskreislauf im Mehrwegsystem zurückzuführen“, sagt der Hobby-Imker.

Etwa ein Jahr hat Nunn sein LEADERE-Lastenrad bereits. Sein Fazit fällt ausschließlich positiv aus. „Das Radeln
macht enorm viel Spaß – ob ich nun raus zu meinen Bienenvölkern fahre oder zum Honigausliefern. Es ist sehr
einfach und funktioniert prima“, sagt er. Auch die LEADER-Förderung habe problemlos funktioniert. „Den Antrag zu
stellen war sehr einfach, ich musste nur eine Fahrradversicherung abschließen. Nachdem ich das Rad gekauft hatte,
hat man sich noch einmal erkundigt, ob denn alles geklappt habe – und das war’s dann auch schon“, sagt Nunn.

Er habe zwischenzeitlich auch bereits einen Bekannten an das Thema herangebracht, der sich ebenfalls ein E-Lastenrad mittels der EU-Förderung beschaffen wolle. „Es fühlt sich tatsächlich auch gut an, ein Vorreiter zu sein“, sagt
der Hückeswagener schmunzelnd.

Wolfgang Weitzdörfer – ENGELBERT Redaktion