Endlich raus aus der Garage

Wenn die Temperaturen steigen und die Zahl der Sonnenstunden zunimmt, gehen Fahrer mit
ihren alten Schätzchen wieder an den Start. Im Bergischen Land sind einige
Oldtimertreffen geplant. Ein Überblick.

Während der Pandemie haben viele Treffen und Messen nicht stattfinden können oder waren wie die Techno Classica eher mäßig besucht. In diesem Jahr ist es anders: Die großen Freilufttreffen mit ihren Ausfahrten im Bergischen Land sind zurück. Nachdem die Grünewald Classic in Solingen im April mit ihrer zweiten Auflage und mehr als 400 Fahrzeugen pro Tag den Auftakt gemacht hat, folgt am 6. Mai die Röntgen Classic in Remscheid.

„Unsere Szene hat in der Pandemie etwas gelitten, aber wir sind wieder zurück. Die Röntgen Classic war in diesem Jahr sehr schnell ausgebucht, wir haben 80 Anmeldungen“, freut sich Friedhelm Steinhaus als Leiter des Organisationsteams. Die Old- und Youngtimer werden sich um 8.30 Uhr in Lennep auf die etwa 180 Kilometer lange Strecke durchs Bergische Land machen und mittags die Jugendherberge am Biggesee anfahren, bevor es dann wieder zurück in die Lenneper Altstadt geht, wo am 5. Mai schon der Begrüßungsabend stattfindet. An Start und Ziel gibt es eine Vorstellung der teilnehmenden Autos. „Erstmals wird es die Röntgen Classic als klimaneutrale Veranstaltung geben, da wir ein entsprechendes Zertifikat erworben haben.”

Ebenfalls im Mai findet die Solingen Classic der Motorsportfreunde Solingen statt. Am 13. Mai starten 80 Teilnehmer um 10 Uhr im Stadtteil Wald auf ihre etwa 150 Kilometer lange Strecke. Die Hasten Historic Rallye findet in diesem Jahr nicht statt, soll aber 2024 wieder an den Start gehen.

Oldtimer
Fahrzeuge vom Auto bis zum Motorrad, die eine Altersgrenze von mindestens 30 Jahren überschritten haben und noch weitgehend dem Originalzustand entsprechen.

Youngtimer
Liebhaberfahrzeuge, die noch nicht unter die Kategorie Oldtimer fallen. Es gibt hier keine genaue Altersgrenze.

H-Kennzeichen
Beim „Oldtimer-Kennzeichen“, bei dem der eigentlichen Zulassungsnummer ein H nachgestellt wird, ist eine Prüfung vor der Zulassung erforderlich. Das Fahrzeug muss nachweislich mindestens 30 Jahre alt sein und sich in einem zeitgenössisch originalen Zustand befinden. Besitzer solcher Fahrzeuge sparen vor allem bei der Kraftfahrzeugsteuer. Außerdem gibt es für sie Ausnahmen bei den Umweltzonen.

Vereine beklagen Nachwuchsmangel

Ein Problem gibt es in der Oldtimer-Szene nach wie vor: Nachwuchsmangel. „Unseren Verein gibt es seit 1954. Wir haben 40 Mitglieder, die meisten sind schon etwas älter. Heute Nachwuchs zu bekommen, ist eher schwierig“, sagt Hans-Jürgen Schroeder, Vorsitzender der Motorsportfreunde Solingen.
Er selbst besitzt einen Mercedes 350 SL aus dem Jahr 1973 und weiß, wo die Schwierigkeiten liegen: „Die Kosten für einen Oldtimer hängen vom Typ und Motor ab. Aber billig ist der Unterhalt nicht gerade“, sagt er.

Ähnliches berichtet Sebastian Treibholz vom VdH-Regionaltreff, der sich mit seinen Mitgliedern und weiteren Interessierten jeden dritten Donnerstag im Monat ab 19 Uhr an verschiedenen Orten rund um Wuppertal trifft. „Der Nachwuchs bei uns, als Teil des deutschlandweit aufgestellten Mercedesclubs, ist schon ein Problem, aber unsere Mitgliederzahlen sind stabil.“

Nachgelassen habe allerdings das Interesse an älteren Fahrzeugen aus den 50er Jahren oder der Vorkriegszeit. Dafür kämen täglich neue Autos hinzu, die mehr als 30 Jahre alt sind und das H-Kennzeichen führen können. Bei Mercedes sind das zum Beispiel die C-Klasse als Nachfolge der 190er, die S-Klasse der Baureihe 140 und die SL R129. Probleme mit Ersatzteilen für Oldtimer gebe es derzeit nicht, da Mercedes genauso wie BMW eine eigene Classic-Abteilung unterhalte. Treibholz selbst besitzt einen Mercedes 220 Coupé aus dem Jahr 1965 und einen 1977er Dodge.

Oldtimer bringen Vorteile

Steinhausʼ Blick auf die Oldtimer-Szene fällt positiver aus: „Sie wächst und wächst, es gibt viele interessierte jüngere Leute ab etwa 40 Jahren“, sagt er. Allerdings sei es für die Clubs schwieriger geworden, sie auch als Mitglieder zu bekommen. Bei der ganz jungen Generation habe das Auto weiter an Stellenwert verloren, viele machen noch nicht einmal den Führerschein.

Dabei bedeute das H-Kennzeichen für Oldtimer viele Vorteile, wie etwa beim Unterhalt oder den Regelungen zur Umweltzone. „Allerdings sind die Richtlinien strenger geworden, der Wagen muss sich nach 30 Jahren in seinem Auslieferungszustand befinden, um die Zulassung neu zu bekommen.
Aber es geht hier auch um die Pflege eines historischen Kulturguts“, sagt Steinhaus, der selbst einen Ford A aus dem Jahr 1930 sowie einen VW Bully Baujahr 1966 in der Garage stehen hat.

Stephan Eppinger – ENGELBERT Redaktion