Die Kunst des Sprechens

Der gebürtige US-Amerikaner Tom Zahner ist ein gefragter Schauspieler und Sprecher und reist für seinen Beruf durch die ganze Welt. Die nötige Energie dafür schöpft er zu Hause in der Idylle Burgs.

Er stammt aus San Francisco, aus einer amerikanischen Familie mit Schweizer Wurzeln, war als junger Mann zwei Jahre lang Novize in einem kalifornischen Kloster, hat in London die Schauspielschule besucht, arbeitete an den Berliner Kammerspielen zunächst als Tischler und wechselte dann als Schauspieler auf die Bühne.
In seiner anschließenden Karriere war er unter anderem an den Stadttheatern und Schauspielhäusern von
Trier, Saarbrücken, Heilbronn, Bielefeld und Düsseldorf engagiert.

Der Solinger Tom Zahner arbeitet als Schauspieler und ist darüber hinaus weltweit als Sprecher gefragt. ©Christian Beier

Inzwischen ist Tom Zahner nicht nur ein gefragter Bühnendarsteller, sondern auch als Sprecher und Synchronsprecher vielfältig engagiert. Aktuell wirkt er bei dem Musical „La Cage auf Folles“ in Bern mit. Ihr Domizil haben Zahner und seine Frau allerdings nicht in den großen Metropolen, sondern in einem hübschen Fachwerkhaus in Solingen-Burg.

Die Kinder sind inzwischen erwachsen und ausgezogen. „Dass wir hier gelandet sind, hat zunächst den banalen Grund, dass unser Portemonnaie für ein Haus in Köln oder Düsseldorf zu schmal war“, berichtet Zahner. Seit 2008 leben er
und seine Frau bereits im Bergischen. Und haben es bisher nicht bereut, aufs Land gezogen zu sein. „Ich liebe die Deutsche Bahn“, sagt Zahner mit einem Augenzwinkern und setzt hinzu: „Vor allem, wenn sie fährt. Aber tatsächlich bin ich von hier aus relativ schnell, das heißt, in rund einer Stunde sowohl in Köln als auch Düsseldorf. Das klappt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln meist ganz gut.”

Eine manchmal überwältigende Idylle

In den ersten Jahren im Bergischen hatte Zahner allerdings schon das Gefühl des „Cute-Houses-Overkill“, wie er es nennt. Und hat es vielleicht noch immer. Was damit gemeint ist? „Den Begriff kennt man wahrscheinlich nur, wenn man Amerikaner ist“, erläutert Zahner und umschreibt es mit der für einen Menschen aus Übersee nahezu überwältigenden Idylle der Dörfer im Bergischen. „Ich habe immer noch ein bisschen das Gefühl, in einer Märklin-Landschaft zu leben.“ Wobei durchaus ein liebevoller Unterton mitklingt.

Was er am Bergischen Land und seinen Bewohnern schätzt? „Nun ja, man kann sich hier zwar hin und wieder schon etwas einsam fühlen, zumal jetzt auch der letzte Arzt das Dorf verlassen hat.
Aber die Nachbarschaft ist hier noch intakt. Mag sein, dass die Menschen im Bergischen vielleicht zunächst nicht die offenherzigsten sind. Aber wenn man sie einmal für sich gewonnen hat, dann ist auf sie Verlass.“

Den Bergischen Dialekt kann der Sprachexperte indes nach wie vor nicht ganz zuordnen: „Die Mundart ist auf jeden Fall
rheinisch-kölnisch gefärbt, aber mir scheint, es schwingt auch etwas vom Niederrheinischen nördlich der Worringer Sprachlinie mit.“ Generell kann sich Zahner für Mundarten begeistern: „Ich liebe alle deutschen Dialekte, vom Platt im Norden über das Schwäbische bis zum Sächsischen. Ja, auch der sächsische Dialekt fasziniert mich – im Gegensatz zu manch anderen Zeitgenossen.”

Es sei im Übrigen doch schlicht unglaublich, wie etwa die Schwaben es schafften, „gleich drei Vokale in einem einzigen” unterzubringen.

Ein Akzent, der manchmal sogar gefragt ist

Zahner hat diese deutschen Dialekte selbstredend alle „drauf“. Generell ist das Sprechen neben der Schauspielerei sein zweites Standbein geworden. So gebe es einen großen Markt für die Übersetzung von sogenannten Industrie- also
Werbefilmen. „Und dabei habe ich viel Geld bezahlt, um meinen amerikanischen Akzent loszuwerden.“ Doch sei dieser zu seinem eigenen Erstaunen manchmal sogar gefragt, darunter auch als Sprecher zahlreicher deutscher Markenprodukte.

Auch außerhalb von Deutschland ist seine Stimme sehr gefragt. Beispiel: „Seit mehr als 25 Jahren bin ich die internationale Stimme von Porsche“, verrät Tom Zahner.
Als professioneller Sprecher zu arbeiten, bedeute allerdings auch, sich kontinuierlich weiterzubilden und zu
trainieren. Zahner: „Nur weil man eine Sprache spricht, ist man nämlich noch lange kein Sprecher.”

Seine großen Vorbilder sind Gert Westphal und Christian Brückner, die deutsche Stimme unter anderem von Robert De Niro: „Wenn ich Fontane, gelesen von Gert Westphal, anhöre, kann ich dahinschmelzen.“
Was ihn am Sprecherdasein fasziniert?
„Mit der Stimme kann man etwas bei den Menschen bewegen. Das ist ähnlich wie mit dem Singen. Man muss aber stets interessant und ehrlich bleiben. Einem Menschen dagegen, der die ganze Zeit nur monoton vor sich hin spricht, dem hört am Ende keiner mehr zu.“

Christine Zacharias – ENGELBERT Redaktion