Die Seele eines Rockstars

Jens Olaf Mayland leitet die Musikschule in Wermelskirchen: Wenn er nicht gerade unterrichtet oder organisiert, dann rockt der Drummer mit großen Stars auf beeindruckender Bühne. Und seine Kreativität ist längst nicht erschöpft.

Gelegentlich klingelt bei Jens Olaf Mayland das Telefon und am anderen Ende der Leitung fragt jemand nach seinem Terminkalender. Das war zum Beispiel damals so, als „Die Allerwertesten“ einen Schlagzeuger suchten. Mayland sagte zu und fand sich plötzlich als Drummer in einer Live-Show mit Hugo Egon Balder, auf der Bühne mit Udo Jürgens und Gunter Gabriel und Backstage mit Jürgen Drews wieder. Das war auch so, als ein ehemaliger Bandkollege, der inzwischen bei den „Bläck Fööss“ singt dringend einen Schlagzeuger suchte, weil der Drummer der kölschen Kultband kurzfristig ausfiel. In diesen Momenten zögert Mayland nicht – er sagt zu, arbeitet hart und sitzt dann auf großen Bühnen am Schlagzeug.

„Ich wollte Rocker werden“, sagt Jens Olaf Mayland und grinst, „das war ganz klar.“ Seit er damals am Gymnasium in Wermelskirchen zum ersten Mal Martin Pfeiffer in der Schulband am Schlagzeug sitzen sah, wusste er, dass genau dieser Platz auch seine Zukunft sein würde. Er fragte also, ob Pfeiffer ihm das Instrument beibringen könnte. Und dann lernte er – spielte in Posaunenchören, Blasorchestern und Musikvereinen. Mit 17, da hatte er das Abi noch nicht in der Tasche, meldete er sich zur Aufnahmeprüfung für die Ausbildung im Militärorchester der Bundeswehr an. Er übte hart, paukte und legte einen unbedingten Willen an den Tag. „Die Schule hatte ich da schon abgehakt“, sagt er. Vier Tage lang wurde er auf Herz und Nieren geprüft und bekam dann die Zusage – für die begehrte Ausbildung im Orchester und damit gleichzeitig für die Robert Schumann-Hochschule. „Nach dem Studium war klar: Jetzt werde ich Rocker“, sagt Mayland. Er nahm jedes Angebot an, zu spielen. Und er begann zu unterrichten. Irgendjemand fragte, ob er bei einer Studioproduktion als Schlagzeuger aushelfen könne. Und Jens Olaf Mayland, den eigentlich alle nur Paul nennen, machte sich einen Namen als Drummer – weil er gute Nerven hatte, weil er schnell umsetzte, was sich Band und Producer wünschten und weil er in seinem Element war.

Hinter dem Schlagzeug fühlt sich der Musiker wohl.

 „Dann hatte ich einen kleinen Höhenflug und bin nach Los Angeles gegangen“, erzählt er. Die großen Studios, die namhaften Rockbands, die große Bühne. „Aber die hatten in L.A. nicht gerade auf mich gewartet“, sagt er. Nach einer Weile flog er wieder nach Deutschland und hängte die Musik erstmal für einen Augenblick an den Nagel. Bis wieder das Telefon klingelte und die Musikschule in Burscheid fragte, ob er drei Schlagzeug-Schüler unterrichten würde. Er sagte zu und kehrte ans Schlagzeug zurück. „Auch als Musiklehrer bin ich zu 100 Prozent Musiker“, sagt er, „ich vermittle, was ich lebe und die Schüler wissen, was ich erzähle, ist echt.“ Im Übungsraum stehen immer zwei Schlagzeuge – eines für den Schüler, das andere für ihn. „Das ist meine Art zu unterrichten“, sagt Mayland.

Mit der Rückkehr zum Instrument klingelte nun auch wieder häufiger das Telefon: „Irgendwie bin ich doch noch Rockstar geworden“, sagt Jens Olaf Mayland gut gelaunt. „Die Allerwertesten“ gehörten lange zu den großen Showbands im deutschen Fernsehen – am Schlagzeug saß Jens Olaf Mayland. „Ich habe die Erfahrung gemacht: Je größer die Stars, desto cooler sind sie“, sagt er. Das galt für Chris de Burgh, für Udo Jürgens, für Jürgen Drews. Das gilt auch heute für die Musiker. Und sie alle verlassen sich auf den Drummer aus Wermelskirchen, der vom Schlagzeug aus den Rhythmus angibt. „Aus der zweiten Reihe bist du der Steuermann“, erklärt Mayland, „es kommt mir zugute, dass ich nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen bin.“ Rockmusik, aber auch Country, Schlager und Volksmusik: „In neues Gewässer springe ich rein“, sagt er, „es liegt an mir, was ich daraus mache.“ Seit neuestem spielt er mit der Gruppe „Chilli Vanilli“ aus Wermelskirchen.

Während der Corona-Pandemie, als die Anrufe und damit auch die Buchungen ausblieben, erfand der Musik die Figur Roy Madeck – mit großer Sonnenbrille, Streifenhemd aus den 70ern und kölschem Slang. Er schreibt die Musik, spielt die Instrumente, er singt und bringt die Menschen zum tiefen, glücklichen Lachen. „Diese Figur steckte schon immer in mir“, sagt Mayland. Seit mehr als zwei Jahren spielt Roy Madeck kleine Shows – Live und im Video. Und das Publikum liebt ihn. Dann steht Mayland in der ersten Reihe. „Nicht hinter meinem Trömmelchen versteckt“, sagt er.

In der ersten Reihe steht er seit 2022 auch in der Musikschule in Wermelskirchen. Damals hatte wieder das Telefon geklingelt: Die Schule war dringend auf der Suche nach einem neuen Leiter und kannte ihn schon als Lehrer. „Ihr wisst ja, wen ihr angerufen habt“, befand er damals und sagte zu, um der Musikschule eine Zukunft zu geben Menschen für Musik und Instrumente zu begeistern. Er hat für 75 Prozent unterschrieben – damit er die Möglichkeit hat, auch noch die Anrufe für die große Bühne oder das Studio anzunehmen. Wenn er sich etwas wünschen dürfte, dann würde er eines Tages den Hörer abnehmen und Helge Schneider wäre am anderen Ende der Leitung.

Theresa Demski
Fotos (2): Rolf Hitzlbeck, ivonne-Edelbauer-Eberbsbach