Essen? Viel zu schade! Ein Besuch auf der Tortenmesse

Thementorten sind in. Und für die Hobbykünstler, die diese essbaren Kunstwerke erschaffen, gibt es inzwischen Kurse und ein riesiges Equipment. Zum Beispiel auf Tortenmessen. ENGELBERT hat sich auf einer umgeschaut.

Was macht denn James Dean hier auf der Tortenmesse? Von seinem melancholischen Rebellenblick hat er jedenfalls nicht eingebüßt. Aber natürlich ist es nicht der echte. Also eine Wachsfigur von Madame Tussaud‘s? Auch falsch. Es ist wirklich eine Torte. Und alles daran kann man essen. Das gleiche gilt für Marilyn Monroe, die ein Stück weiter steht, und für Susi & Strolch. Ebenso wie für die faszinierenden Türme, Häuser, Skulpturen. Sie alle
bestehen in ihrem Inneren aus leckeren Zutaten und sind von außen mit Fondant verziert, einer Zuckermasse, die es in den verschiedensten Farben gibt – und mit der man alles Mögliche formen und gestalten kann. Denn darum geht es bei der Kreation von Thementorten, einem Hobbytrend, der insbesondere in den vergangenen Jahren immer mehr Fans gefunden hat. In vielen Städten gibt es inzwischen Cupcake-Läden, die alles Mögliche an Zubehör bieten. Vom Alphabet für die klassische Namenstorte bis hin zum Schnitzmesser, mit dem sich ganze Gesichter gestalten lassen. Wer zum ersten Mal über die jährlich stattfindende internationale Tortenmesse in Dortmund spaziert, dem gehen die Augen über, so groß ist die Auswahl an Zubehör und so unendlich scheint der Ideenreichtum der Tortenfans zu sein. Begeistert war in diesem Jahr auch das Team des Café Kersting aus der Solinger Innenstadt, das zum ersten Mal dabei war und Kaffeespezialitäten zum Kuchen anbot sowie auch kleine süße Köstlichkeiten. Natürlich muss auch eine Thementorte richtig lecker schmecken, ganz gleich, ob sie mit Schokolade oder Buttercreme gefüllt ist. Der Clou aber ist die Verzierung, die nicht neben Geschick vor allem Geduld erfordert, denn sie kann viele Stunden in Anspruch nehmen. Wer im Verzieren richtig fit werden will, kann mittlerweile auch Kurse besuchen, um es zu lernen. Die Cake-Academy in Langenfeld bietet sie für Einsteiger wie für Profis an. In der Kursgebühr sind sämtliche Materialien enthalten, und nach nur einem Tag haben die Teilnehme rinnen und Teilnehmer schon sehenswerte Ergebnisse, wie etwa niedliche kleine Singvögel, die täuschend echt aussehen. Wichtig: Bei diesen Deko-Kursen geht es nicht ums Backen, sondern allein ums Verzieren. Das Gemeine bei der Tortenkunst: In der Regel wird die Torte ja gegessen. Wenngleich so mancher sich nicht traut, die Batmanfigur, das Fußballstadion oder auch den Polizeiwagen anzuschneiden. Letztlich aber werden die Kunstwerke, die zuvor in stundenlanger Arbeit hergestellt wurden, am Ende verzehrt. Das Ergebnis ist  ähnlich
vergänglich wie etwa Skulpturen aus Eis oder Sand. Das macht den begeisterten Hobby-Künstlern nichts aus. Ihnen geht es vor allem um die Kreation an sich. Diese betreiben sie so intensiv, dass man sie insbesondere in den Minuten der Fertigstellung, wenn der Fondant über die Torte gelegt und dann moduliert wird, nicht ansprechen sollte. Die größte Freude aber macht am Ende die Reaktion des Beschenkten, dem die Torte gewidmet ist: „Wow, sowas hab ich ja noch nie gesehen!“ Sagt es, überwindet sich, schneidet an und genießt.

Ein Artikel aus dem Engelbert Solingen, Ausgabe 20.
Fotos: JUHR Verlag