Es gibt kein Land, das er nicht besuchen will

Der Remscheider Filmemacher Michael Schumacher hat ein Auge für die Schönheit dieser Welt. Mit seinen TV-Dokumentationen und Reportagen trägt er seit Jahren dazu bei, diese Schönheit zu bewahren.

Man muss schon sein Handwerk perfekt verstehen, um exklusive Reportagen für den WDR, Arte oder das ZDF drehen zu dürfen. Und wenn man dabei auch noch Wilderer, Vogelmörder und andere Tierquäler bei ihrem verwerflichen Tun zeigt, braucht es zudem ein gewisses Talent, um aus heiklen Situationen wieder heil herauszukommen.
Der Remscheider Filmemacher Michael Schumacher (61) besitzt dieses Talent.

©: RS-Film J. Michael Schumacher

„Ich bin ein beherzter Typ“, sagt er und lässt jenen Humor durchblicken, der ihm bei schwierige Drehs in fernen Ländern wie Thailand oder Namibia ebenfalls schon oft aus der Patsche geholfen hat. Denn mit Reportagen über den illegalen Handel mit Hundefleisch oder die verbotene Jagd auf Geparden macht man sich nicht nur Freunde.

Dabei muss Schumacher gar nicht bis nach Asien oder Afrika reisen, um mit seiner Kamera Angriffe auf schützenswerte Tierarten aufzudecken. Für die Reihe „Arte Re“, die regelmäßig in 30 Minuten Europas Vielfalt zeigt, hat er beispielsweise auch in einem Mittelmeer-Staat Missstände in Bilder gepackt, die Tierfreunden so schnell nicht wieder aus dem Kopf gehen.

„Das war 2018 auf Malta“, erzählt Schumacher. Damals sei es ihm zusammen mit Aktivisten gelungen, eine packende
Reportage über verbotene Geschäfte auf Vogelmärkten zu drehen. „Da ging es um gierige Händler, die auf diesen Märkten möglichst viel Profit machen wollen. Dafür landen Zugvögel tausendfach in den Fallen skrupelloser Jäger.“ Auf Malta seien auch bedrohte Arten wie der Wespenbussard betroffen gewesen, der in Nordrhein-Westfalen in der Roten Liste der bedrohten Vogelarten als „stark gefährdet“ geführt wird.

Bei allem Interesse daran, mit Filmen auf renommierten Fernsehkanälen den Missbrauch der Natur aufzuzeigen – oft geht es dem Filmemacher, der von der Regie bis zum Schnitt alles selbst macht, auch nur darum, die Welt in ihrer Schönheit zu zeigen. Oder Menschen zu filmen, die sich bemühen, diese Schönheit zu bewahren.
Indes kann selbst das bisweilen schon gefährlich werden: „Bei einem meiner letzten Projekte war ich im April mehrere Wochen auf Grönland unterwegs.“

©: RS-Film J. Michael Schumacher

Für die Arte-Dokumentation „Bären auf dünnem Eis – Grönlands Eisbär-Patrouille“ habe er mit seiner Kamera Mitarbeiter der Umweltschutzorganisation WWF bei ihrer Arbeit begleitet.

„Da ist man dann auch schon mal acht Stunden bei minus 25 Grad unterwegs.“ Unmenschliche Temperaturen, gegen die er sich grundsätzlich gut geschützt habe. „Nur am Hals gab es ein Tuch, das verrutscht war.“ Im Eifer habe er das nicht gemerkt und sich an dieser Stelle Erfrierungen zweiten Grades zugezogen.
„Das war ziemlich schmerzhaft“, sagt Schumacher, der nun weiß, „wie sich mit Flüssigkeit gefüllte Gefrierblasen anfühlen“.

Doch der Filmemacher, der auf mehr als 140 TV-Beiträge kommt und nebenher noch über 1000 Industrie- und Werbefilme produziert hat, wäre nicht er selbst, wenn ihn solche Erfahrungen von irgendetwas abhalten würden.
Zumal es Destinationen gibt, die er noch nicht kennt und in denen es ebenfalls nicht immer komfortabel zugehen könnte.

Als Beispiel nennt er den Iran, den er noch nie bereist hat und der ihn sehr interessiert. Und wenn er so darüber
nachdenkt, gibt es eigentlich überhaupt kein Land, in das sich Schumacher nicht mit seiner Kamera hineinwagen würde – „es sei denn, dort herrscht gerade Krieg“. Denn Krieg sei etwas, „vor dem jeder Mensch die größte Angst haben sollte“.
Er persönlich wäre niemals in der Lage, als Kriegsreporter zu arbeiten – „zumal ich eine Familie habe, die ich sehr liebe“. Schumacher spricht damit auch seine beiden erwachsenen Kinder an, die viel von seinem Kamera-Talent
geerbt hätten.

Auch aus diesem Grunde habe er sie schon früh in sein Team integriert. Das gelte sowohl für seinen Sohn Robin (30), der auch als Drohnenpilot äußerst erfolgreich sei, und gleichermaßen für seine Tochter Nina (35), die sich scherzhaft
„schlagkräftige Medienverunstalterin“ nenne – „weil sie mehrfach Deutsche Meisterin im Muay Thaiboxen ist und ihre Filme gerne in 3D animiert.

Seit einigen Jahren arbeite er außerdem viel mit seiner Lebensgefährtin Regina Gerhard zusammen: „Sie begleitet mich auf einigen Reisen und organisiert dann immer alles bestens.“ Mit ihr genieße er auch gerne die schönen Seiten seiner Geburtsstadt Remscheid, aus der er niemals wegziehen würde.

Warum das so ist, kann er gut begründen: „In Remscheid, wo ich in einem wunderschönen denkmalgeschützten Fachwerkhaus auf dem Rath lebe, brauche ich nur aus der Haustür zu gehen und bin schon nach wenigen Schritten im Wald.“ Dort könne er dann kilometerlang wandern, „ohne sich groß vorbereiten zu müssen“.

Das sei in vielen Regionen der Welt anders: „Würde ich etwa in den USA leben, könnte ich natürlich auch in tollen Gegenden wie dem Yellowstone-Nationalpark stundenlang wandern.“ Doch da müsse man erst mal hinkommen und sich obendrein aufwendig vorbereiten.

Ähnlich sei es mit seinem langjährigen Hobby Kanufahren: „Auch das kann ich nirgends so unkompliziert praktizieren wie auf der Wupper, die ich ebenfalls ganz in der Nähe habe.“ Das alles sei für ihn ein großes Stück Lebensqualität. „Und wann immer ich von längeren Aufenthalten in fernen Ländern zurückkehre, wird mir diese Lebensqualität aufs Neue bewusst.“

Melanie Aprin – ENGELBERT Redaktion