Völlig verzaubert

Wer Magie zum Anfassen erleben möchte, ist im Zaubertheater von Jan Philip Wiepen in Wuppertal an der richtigen Adresse. Die Zuschauer werden Teil der Show und können dem Künstler direkt auf die Finger schauen – und bleiben dennoch stets verblüfft zurück.

Eine Münze taucht auf einmal in einer Glasflasche auf, obwohl die Halsöffnung zu klein für das Geldstück ist. Eine Spielkarte, die eine Zuschauerin aus der ersten Reihe eben noch ausgesucht hat, hängt plötzlich außen an der Fensterscheibe des Zaubertheaters in Wuppertal.

Zauberkünstler Jan Philip Wiepen weiß, wie er seine Gäste immer wieder in den Bann ziehen kann. Er macht das Publikum zum Teil seiner zauberhaften Kunststücke und gibt ihm das Gefühl, Einfluss auf deren Ausgang zu haben. Nur um es dann am Ende doch wieder ratlos und völlig verzaubert zurückzulassen.

Das beste daraus machen

Die Corona-Pandemie war für das kleine Zaubertheater in Wuppertal-Arrenberg ein Rückschlag. „Alles, was das
Theater ausmacht, war von jetzt auf gleich verboten. Die Show lebt von Nähe und Intimität“, sagt Jan Philip Wiepen, der an der Akademie der Zauberkunst Köln gelernt hat. Er erinnert sich noch gut daran, wie es war, plötzlich den Laden dicht machen zu müssen.

Durch die Hilfsgelder habe er die Zeit zwar gut überbrücken können, mit dem Kopf habe die Situation jedoch einiges
gemacht. „Ich hatte schon daran zu knabbern, als ich merkte, dass ich nicht systemrelevant bin. Dass das, was ich hier mache, als nicht so wichtig betrachtet wird.“

©Andreas Fischer

Doch der Zauberer hat sich von der Pandemie nicht unterkriegen lassen und den Lockdown stattdessen genutzt, um an einer ganz neuen Show zu arbeiten. „Die Idee dafür hatte ich schon länger im Kopf, jedoch ist es im laufenden Betrieb schwierig, neue Sachen auszuprobieren und einzustudieren”, sagt er.

Da jedoch keine Shows gespielt wurden, konnte er die Utensilien für seine Tricks abends einfach liegen lassen und am
nächsten Tag wieder neu anfangen. So ganz ohne Publikum musste der Familienvater, der sich auch noch ums Homeschooling seiner zwei Kinder kümmerte, aber nicht auskommen. Sein Vater und auch sein zwölfjähriges
Patenkind waren regelmäßig im Zaubertheater zu Gast und haben sich die neuen Tricks angeschaut.

Mit Humor durch Beruf und Alltag

Den Lockdown hat Jan Philip Wiepen auch genutzt, um sich auf ganz neuem Terrain zu bewegen. „Ich wollte schon immer mal Zaubertricks mit Besteck machen.
Und auch mit dem Thema Hypnose habe ich mich beschäftigt. Auch wenn ich es wie für mich typisch mit einer Lachnummer in mein Programm integriert habe. Also das ist nichts, wovor die Zuschauer Angst haben müssen“, betont der Zauberkünstler, dessen Talent darin besteht, sich einen Trick mit Humor zu eigen zu machen.

Wenn mal etwas schiefgeht, kann Jan Philip Wiepen auch über sich selbst lachen. „Ich habe mal eine Nummer geplant, mit der ich dem Publikum zeigen wollte, wie ein Trickdieb arbeitet. Das hat aber einfach nicht für die Bühne funktioniert“, erinnert er sich zurück und lacht.

Für mich ist das auch jedes Mal eine neue Situation.

Jan Philip Wiepen über seine Zaubershows

Humor spielt in der Zaubershow des Wuppertalers sowieso eine große Rolle. Deshalb gibt es auch Zuschauer, die immer wieder zu ihm kommen und sich dasselbe Programm mehrfach anschauen. „Manche Leute sind achtmal hier. Da das Publikum einen entscheidenden Anteil daran hat, wie der Abend verläuft, wird es nie langweilig.

Manche Zuschauer sind verhaltener und rufen kaum dazwischen, andere sorgen hier quasi von Anfang an für
Partystimmung. Für mich ist das auch jedes Mal eine neue Situation.“

Und obwohl das Publikum dem Zauberer bei den Tricks direkt auf die Hände schauen kann, bleiben die Gäste stets ratlos zurück. Das in der Corona-Zeit entstandene Programm „Kopfarbeit“ besteht sogar darin, dass Jan Philip Wiepen Grundlagen der Zauberkunst und Mechanismen erklärt. Doch bislang konnte noch kein Zuschauer die in der Show gezeigten Kunststücke entzaubern.

Weil die Zuschauertribüne erhöht ist und man von jedem der 56 Plätze aus perfekten Blick aufs Geschehen hat, kann
der Wuppertaler Zauberer aber längst nicht jeden Trick vorführen. „Manche Zauberkunststücke sind zu blickwinkelempfindlich“, sagt der Profi, der sich gerne von anderen Kollegen und Büchern sowie DVDs über Zauberei inspirieren lässt.

Wiepen weiß auch von anderen Zauberern, die solch einen Tribünenaufbau generell ablehnen, gerade wegen der
Blickwinkelempfindlichkeit. „Aber ich bin zufrieden mit meinem kleinen Theater. Wenn die Leute ihre Köpfe schieflegen oder in der Pause unter meinen Tisch schauen und dennoch nicht hinter den Trick steigen, das macht mich schon glücklich.“

Sarah Schneiderei – ENGELBERT Redaktion

Zaubertheater Wiepen
Güterstraße 20 42117 Wuppertal
www.zaubertheater-wuppertal.de