Führerschein im Wandel

Fahrschüler brauchen heute mehr Zeit für ihren Führerschein. Im Vergleich zu früheren Zeiten ist der Stellenwert der
selbstgesteuerten Mobilität gesunken. Wir haben bei zwei Fahrschulen der Region nachgefragt.

In der Corona-Zeit war der Weg zum eigenen Führerschein besonders langwierig. Vor allem die Wartezeit für die Prüfungstermine beim TÜV und die hohe Durchfallquote in der Theorie sorgten für Stress bei allen Beteiligten. „Während der Pandemie hat sich bei den Prüfungen vor allem in der Theorie viel verändert. Prüfungstermine mussten anders vereinbart werden, und wegen der Auflagen war die Teilnehmerzahl pro Raum begrenzt worden. Inzwischen gibt es hier eine deutliche Entspannung. In der Regel dauert es jetzt etwa sechs Wochen bis zum Prüfungstermin.

Es kann aber mit etwas Glück auch deutlich schneller gehen“, sagt Andreas von Kalben von der Solinger Academy Fahrschule Müller. Die Fahrschüler melden sich heute nach der Freigabe durch die Fahrschule über ein Portal selbst online an. Wer häufig nachfragt, hat die Chance, bei Absagen zeitlich nach vorne zu rücken. „Wer sich für die Theorie anmelden will, muss aber zunächst bei uns vor Ort einen Vortest machen. Dort sind maximal drei bis vier Fehlerpunkte akzeptabel, sonst muss der Fahrschüler erneut zum Vortest antreten. So konnten wir die Besteherquote deutlich erhöhen.“ Auch bei der Praxisprüfung habe sich viel getan. „Da wurden Personalprobleme beim TÜV behoben, indem man neue Prüfer ausgebildet und eingestellt hat. Aktuell dauert die Wartezeit etwa drei Wochen, vorher waren es sechs. Die Durchfallquote liegt hier ähnlich wie bei der Theorie etwa bei 30 Prozent.“

Die Nachfrage nach dem Führerschein sei in allen Klassen vom Auto über das Motorrad bis hin zum Berufsfahrer mit Lkw oder Bus sehr hoch. „Die meisten Fahrschüler starten bei uns mit 17 oder schon ein halbes Jahr früher, wobei die Motivation beim Fahrschüler besonders wichtig ist. Manchmal dauert es bis zu einem Jahr, bis der Führerschein gemacht ist“, erklärt von Kalben.

Handy statt Führerschein

„Bei uns gibt es keine großen Veränderungen bei der Durchfallquote. Allgemein sieht es in der Theorie etwas kritischer aus als bei der Praxis. Da ist manch ein Fahrschüler etwas faul geworden. Wir setzen auf Vortests, die kontrollierbar vor Ort in der Fahrschule durchgeführt werden“, sagt Michael Kleinsteinberg von der gleichnamigen Fahrschule in Haan.

Der Führerschein habe bei vielen jungen Leuten nicht mehr den Stellenwert, wie er ihn vor zehn Jahren gehabt habe. Wenn sich heute ein junger Mensch zwischen neuem Handy oder Führerschein entscheiden muss, nimmt er eher das Smartphone. Früher haben zudem junge Leute oft noch den Motorradführerschein gleich mitgemacht.
„Heute ist es vor allem die Ü30-Gruppe, die sich dafür interessiert.“ Insgesamt dauert der Weg zum Führerschein aber oft länger. Früher waren es etwa drei bis vier Monate, heute sind es sechs bis acht Monate. Manche brauchen dafür auch ein Jahr oder länger, erklärt Michael Kleinsteinberg.

Stephan Eppinger – ENGELBERT Redaktion