Hedwigeule versteckt Wissen

Dorothea Zobel ist begeisterte Geocacherin und macht mit ihren Einfällen vielen anderen Mitspielern Freude. Seit 2008 ist die Remscheiderin auf der Suche nach dem nächsten Rätsel – um es selbst zu lösen oder um das Bergische mit Knobelspaß zu versorgen.

Immer dienstags geht es auf Schatzsuche. Dorothea Zobel hat die wichtigsten Utensilien dafür stets zur Hand: GPS-Gerät und Handy, Magnet, Pinzette, Spiegel, Batterien, Papier und natürlich Stifte. In den vergangenen Jahren hat die Remscheiderin gelernt, was sie auf ihren Touren mitnehmen sollte – denn so mancher Schatz lässt sich sonst nicht finden.

Bei ihr geht es allerdings nicht um Gold und Geld, sondern um die Dose mit dem Logbuch. Dorothea Zobel ist begeisterte Geocacherin. Besonders angetan haben es ihr Mystery-Geocaches, bei denen zunächst ein Rätsel zu lösen ist, um zur Cache-Dose oder zur nächsten Koordinate zu kommen. Schon als Kind habe sie immer gerne bei Schnitzeljagden mitgemacht, sagt sie. Heutzutage ist sie mehrmals in der Woche in Sachen Geocaching unterwegs.

Geocaching ist eine Art GPS-Schnitzeljagd. Sie entwickelte sich Anfang der 2000er-Jahre, als das GPS-Signal auf eine Genauigkeit von etwa zehn Metern erhöht wurde. Von da an war es möglich, Gegenstände zu verstecken und von Mitspielern anhand der Koordinaten suchen zu lassen.
Inzwischen gibt es weltweit rund drei Millionen Geocaches, davon rund 430.000 in Deutschland. Idealerweise wird zum Verstecken ein wasserdichter, gut verschließbarer
Behälter – etwa eine Plastikdose – benutzt. Darin befindet sich ein Logbuch, in das sich Finder eintragen können, außerdem werden häufig kleine Tauschobjekte hinterlassen. Die Größen der Dosen variieren, die kleinsten (Nano) sind nur etwa so groß wie eine Euromünze und werden oft mit einem Magneten befestigt. Die Art der Rätsel und den Schwierigkeitsgrad bestimmt jeweils der Ersteller. – geogaching.com
Bild ©Mysterymaker

„2008 hat alles angefangen“, erzählt Zobel. Damals habe ihr Bruder gesagt, das neue Hobby könnte etwas für sie sein. „Zuerst habe ich gedacht: ‚Wie bescheuert ist das denn, Dosen suchen zu gehen‘“, erinnert sie sich lachend.
Aber dann hat sie mitgemacht und „seit 2009 brenne ich dafür“.

Man könne unheimlich viele schöne Orte kennenlernen, sagt die 68-Jährige. Eine Führung brauche sie in einer neuen Stadt so gut wie nie: „Das meiste kann ich auch über das Geocaching erfahren.“ Die Mitspieler vor Ort würden mit ihren Caches schon dafür sorgen, dass die interessantesten Geschichten und besten Aussichtspunkte gefunden werden.

„Man ist draußen und bewegt sich, und man lernt oft etwas dazu“, fasst die gelernte Kauffrau, spätere Altenpflegerin und Diakonin und heutige Rentnerin die Vorzüge von Geocaching zusammen. Schließlich eignet sich alles Mögliche für ein Rätsel – von Mathematik über Geschichte bis zu Märchen und Sagen. Besonders angetan haben es ihr die sogenannten Earth-Caches, bei denen es etwas über geologische Merkmale zu erfahren gibt.

Und weil das Knobeln, Suchen und Finden in der Gruppe noch mehr Spaß macht, ist Dorothea Zobel dienstags fast immer mit vier Freunden als „Team Deens“ unterwegs. Die Gruppe hat sich 2011 über das Geocaching kennengelernt und gemeinsam schon hunderte Caches gesucht und gefunden.

160 Caches im „Hedwigeulenland“ versteckt

„Momentan habe ich etwa 15.858 Punkte auf meinem Konto“, sagt Zobel. Zum Verständnis: Ein Punkt entspricht in der Regel einem gefundenen Versteck. In Cacher-Kreisen hat übrigens jeder einen Nickname. Dort ist Dorothea Zobel viel besser bekannt als „Hedwigeule“. „Ich bin Harry-Potter-Fan“, erklärt sie.

In der Buchreihe hat Harry Potter eine Eule namens Hedwig – und so kam sie auf die Idee zu ihrem Namen. Den kennen rund um Remscheid viele Geocacher, denn Zobel sucht nicht nur gerne Dosen, sie versteckt sie auch mit viel Leidenschaft für andere. „Ungefähr 160 Caches habe ich selbst versteckt“, sagt sie.

Manchmal lege sie sogar Zettel und Stift neben das Bett, damit sie gute Ideen für neue Rätsel und Verstecke direkt aufschreiben könne. Da viele ihrer Caches rund um die Eschbachtalsperre zu finden sind, wird der Bereich von so manchem als „Hedwigeulenland“ bezeichnet.

„Ich mache regelmäßig eine Wartungsrunde“, berichtet Zobel. Es gehöre dazu, nachzusehen, ob noch Platz im Logbuch ist oder ob die Dose vielleicht beschädigt wurde.

Auch ansonsten ist es ihr wichtig, dass beim Cachen die Regeln eingehalten werden. Dazu zählt zum Beispiel, die Natur nicht zu zerstören, auf den Wegen zu bleiben und um Erlaubnis zu fragen, wenn man etwa in einem Wald eine Dose verstecken möchte.

Beim Geocachen haben die Dosen nicht nur die unterschiedlichsten Größen, sondern können auch besonders ausgefallen gestaltet sein. ©Mysterymaker

Zur Stadt Remscheid, der viele Waldflächen gehören, hat sie einen guten Draht. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass sie häufig gemeinsam mit anderen Geocachern Müll sammelt. „Manchmal werden
wir schon gefragt, ob wir einen bestimmten Parkplatz reinigen können“, sagt Zobel und lacht.
Solche Events gibt es häufig in der Szene, sie werden als CITO (cache in – trash out) bezeichnet.

Mindestens genauso gerne mag die Remscheiderin aber die Events, bei denen es um Austausch und gemeinsames Rätseln geht. „Davon habe ich schon acht veranstaltet“, erzählt sie. Es sei schön gewesen, dass dabei so viele mitgemacht hätten.

Ihre Freude an der Vermittlung durften auch schon die Teilnehmer der Natur-Schule Grund erleben.
Mit viel Aufwand hat sie dort einen Vortrag zum Geocaching gehalten und sogar einen fiktiven Cache für die Kinder vorbereitet.

Ob zu Hause oder auf Reisen gilt für Dorothea Zobel: „Ich kann auch ohne Cachen – aber es fällt schwer.“ Dass ihr das Hobby irgendwann keinen Spaß mehr machen könnte, kann sie sich nicht vorstellen. Und so dürfen sich die Mitspieler weiter auf Neues aus „Hedwigeulenland“ freuen – die nächsten Projekte sind schon in Planung.

Anne Richter – ENGELBERT Redaktion