Mit Leichtigkeit anders

Christine Urspruch wurde einem breiten Publikum durch die
Sams-Filme bekannt. Foto: Jim Rakete

Schauspielerin Christine Urspruch hat aus ihrem auffälligsten Merkmal einen Vorteil gemacht: Die 1,32 Meter große Remscheiderin ist aus
Film und Fernsehen nicht mehr wegzudenken.

Christine Urspruch ist eine Frau mit vielen Gesichtern: Jüngere Fans erkennen in ihr das „Sams“, Krimifans denken an die Rechtsmedizinerin Silke Haller aus dem Münsteraner Tatort. Zuletzt begeisterte sie die Fernsehzuschauer als Anwältin Eva Schatz in der Reihe „Einspruch, Schatz!“.

Geboren und aufgewachsen ist Urspruch in Remscheid, genauer gesagt in Lüttringhausen.

„Mein Vater war Bandweber, sein Betrieb war bei uns am Haus.“ Mit ihren Freunden habe sie viel draußen im Garten gespielt, besonders gerne Fußball. „Da mussten wir aber immer aufpassen, dass der Ball nicht ins Blumenbeet rollt, sonst wäre mein Vater ärgerlich geworden. Wir hatten auch einen Swimmingpool, da habe ich im Sommer gerne Szenen aus ‚Flipper‘ nachgespielt. Es war eine wirklich schöne Kindheit.“
Zur Schule ging es später nach Lennep ans Röntgen-Gymnasium. Eine gute Zeit, mit der Urspruch heute schöne Erinnerungen verbindet. „Als wir älter waren, haben wir so manche Vormittage im Café verbracht, das gehört ja irgendwie dazu.“ 1991 endete die Schulzeit mit dem Abitur.

Ist Christine Urspruch in ihrer Schulzeit ein Fan der Naturwissenschaften geworden und spielt die Rechtsmedizinerin deshalb so überzeugend?


„Nein“, sagt sie lachend. „Meine Leidenschaft war Englisch.
Wobei, eine Zeit lang wollte ich unbedingt Meeresbiologin werden.“ Das hing aber wohl eher mit ihrer Begeisterung fürs
Tauchen zusammen – „und mit unserem Swimmingpool“.
Sie war auch im Schwimmverein und erinnert sich noch an das alte Bad, in dem trainiert wurde. „Das war damals schon ein bisschen altmodisch, mit Gemeinschaftsduschen. Heute gibt es das Gebäude nicht mehr.“ Für das Studium der Fächer Englisch und Deutsch auf Lehramt ging es zunächst nach Köln, später nach Wuppertal. Christine Urspruch blieb zunächst Remscheid noch treu.
Sie zog in eine eigene Wohnung im Dachgeschoss des Elternhauses. Von dort hatte sie einen tollen Blick über Remscheid. „Weil ich damals einen Freund aus der Stadt hatte, wollte ich nicht wegziehen.“

Die Schauspielerin bei einer Konzertlesung von Alice im Wunderland. Foto: Doro Siewert

Schauspiel war nicht ihr einziges Hobby

Der Weg zu ihrem heutigen Beruf war für Urspruch nicht vorgezeichnet, wie sie selbst sagt. Das Schauspiel war in
ihrer Kindheit und Jugend bei Weitem nicht das einzige Hobby. Neben dem Schwimmen war sie als
Kind Bodenturnerin, in der Jugend begeisterte Tänzerin. „Meine ersten Kurse habe ich bei der Tanzschule Wieber gemacht. Ich wollte später gerne auf Turnieren tanzen, war dann aber doch eher als Begleitung dabei.“ Dass das Tanzen ihr viel Freude gemacht hat, merkt man Christine an, wenn sie erzählt.
Und es zeigt sich auch ihre Fähigkeit, Dinge positiv zu sehen. Denn auf die Frage, ob es beim Tanzen Probleme gab, weil sie kleinwüchsig ist, antwortet sie: „Ich wurde in der Tanzschule meist nicht als erste aufgefordert. Aber es gab ein paar junge Männer, richtig gute Tänzer, die eingesprungen sind. Ich hatte also immer einen guten Tanzpartner zum Üben an meiner Seite.“ Auch wenn es in der Jugend nicht immer einfach war – heute ist ihre Körpergröße ein Markenzeichen von Christine Urspruch.

Sie spielt mit den Begriffen „klein“ und „groß“, was sie auch in der alternativen Namensschreibweise
Christine verdeutlichen will. „Ich möchte mit Leichtigkeit mit dem Anderssein umgehen“, betont sie und nimmt Seriennamen wie „Dr. Klein“ oder den Spitznamen „Alberich“ im Tatort mit Humor. „Ich sehe das alles recht gelassen“,
sagt sie. Eine Grenze ist für sie dann erreicht, wenn Menschen wegen ihres Andersseins ausgestellt oder entmenschlicht werden. „Das finde ich ganz furchtbar. Zum Glück gibt es heute keine sogenannten ‚Freakshows‘ mehr.“

Remscheid ist Heimat

Theater und Schauspiel wurden mit der Zeit aber doch bedeutender im Leben der jungen Christine Urspruch: Als Jugendliche hatte sie ein Abo für das Teo Otto Theater und war auch öfter im Theater in Mülheim.
Später wurde sie Mitglied der Theatergruppe „Brot und Spiele“ an der Remscheider Musik- und Kunstschule. Sie wurde damals von Charles Wesseler geleitet. „Da haben wir tolles Theater gespielt und hatten auch mal ein Stück am Stadttheater. Das war schon so eine Art Ausbildung, und meine Leidenschaft war geweckt.“ Die junge
Schauspielerin freute sich über erste Engagements an Theatern, unter anderem in Bonn. Ihren Erfolgen als Theater-Schauspielerin folgte um die Jahrtausendwende der Durchbruch in Film und Fernsehen.
Inzwischen lebt Christine Urspruch schon viele Jahre in Wangen im Allgäu. Nach Remscheid kommt sie aber trotzdem
noch häufig: Ihre Mutter lebt in Lüttringhausen, eine Schwester in Wuppertal und die andere in Bergisch Gladbach. „Wenn ich anreise, suche ich mir am liebsten eine Zugverbindung heraus, die über die Müngstener Brücke führt. Wenn ich dann aus dem Fenster schaue, geht mir das Herz auf. Dann bin ich glücklich.“ In der alten Heimat besucht Urspruch oft den Friedhof in Lüttringhausen, wo ihr Vater begraben ist. „Ansonsten mag ich es, durch die Lenneper Altstadt zu
bummeln oder einfach die Natur zu genießen.“

geschrieben von Anne Richter