Perspektiven Wechsel

Der Wolkenstadt-Filmemacher Ulf Preising kennt Solingen aus der Luft wie kaum ein anderer –
und hat die Klingenstadt auch als seine neue Heimat entdeckt.

Solingen – meine Wolkenstadt. So heißt das Video, das vor rund einem Jahr einmal quer durch alle sozialen Medien der Stadt geschickt wurde. Eine Liebeserklärung an Solingen – gemacht von einem Nicht-Solinger. Oder sagen wir zumindest Neu-Solinger. Erst seit drei Jahren lebt Ulf Preising, geborener Kamener, hier in der Klingenstadt. Was hat ihn hier hingeführt? „Die Liebe.“ Gibt schlechtere Gründe, oder? Und inzwischen liebt der 38-Jährige nicht nur seine Freundin, sondern auch die Stadt. Die er deutlich häufiger und intensiver als die meisten anderen Solinger aus der Vogelperspektive erleben darf. Denn er ist meistens mit seinem Videocopter unterwegs – einer irre teuren Drohne. Aber die macht auch wirklich spektakuläre Bilder, wenn man sie richtig bedienen kann. Und das kann der Autodidakt Ulf Preising. Er hat sich die gesamte Steuerung des Fluggerätes selbst beigebracht und sagt heute stolz von sich, er sei einer der besten fünf Drohnenpiloten in Deutschland. Seine Kunden können das bestätigen und zeigen sich begeistert. Auch seine Arbeitsproben können sich sehen lassen. Von der Großveranstaltung über den Firmenenvent oder den Image-Film bis zum Musikvideo ist alles dabei, was man aus der Luft filmen kann. Ins perfekte Equipment hat Ulf Freising ordentlich investiert: Bis zu 50.000 Euro kostet das Gerät, mit dem er im Moment in luftigen Höhen unterwegs ist. Höchst professionell natürlich und indem er alle Vorschriften einhält, die es da so gibt – allein hierfür die Sondergenehmigungen einzuholen, dauert manchmal Monate. Das Fliegen und Filmen mit Drohnen ist in Deutschland inzwischen erheblich reguliert. Als Otto Normalverbraucher darf man drohnenflugtechnisch übrigens fast gar nichts mehr.

Als Profi allerdings schon. Zum Glück, denn nur durch Experten wie Ulf Preising kommen die beeindruckenden Aufnahmen von isländischen Wasserfällen oder thailändischen Großstädten von oben zustande. Als der Vater eines zehn Monate alten Sohnes damals nach Solingen zog, war schnell klar: Hier, im Herzen des Bergischen Landes, kann man gut leben. Solingen ist aufgeschlossen, die Natur unbeschreiblich schön. Egal ob Müngstener Brücke, Gräfrather Altstadt oder der Südpark, wo er regelmäßig mit dem Kinderwagen unterwegs ist: „Hier ist man gut aufgehoben“, sagt Ulf Preising strahlend.

Begeistert ist er auch von den modernen Arbeitsmöglichkeiten in der Stadt. Der Einzelkämpfer hat sich das Gründer- und Technologiezentrum am Grünewald ausgesucht. Hier ist er Dauermieter im Co-Workit, dem beliebten Co-Working-Space. Denn das bietet ihm auf einfache Weise alles, was er braucht – dort hat er seinen Schreibtisch und die passende Infrastruktur, er trifft auch regelmäßig andere Allein-Arbeiter, mit denen er sich austauschen kann, wenn er vom Schneiden seiner Videos mal eine Pause braucht.

Der Schreibtisch im Co-Workit reicht, denn die meiste Zeit ist der Filmemacher ja draußen unterwegs – macht Videos, Fotos oder manchmal auch Musik. Denn immer noch legt Preising als DJ auf Veranstaltungen auf. Eine Leidenschaft, die er schon in der Schule entdeckte, am Gymnasium in Kamen. Wenn da was ging, legte der Ulf die Platten auf. Das macht er heute noch gerne. Und über die Musik bei Veranstaltungen kam er erst zum Fotografieren, dann zum Filmen. Da war von Drohnen noch gar keine Rede.

Was „Vernünftiges“ hat er aber auch gelernt. Nach dem Abi absolvierte er erst einmal eine Lehre zum Industriekaufmann. Aber da hat es ihn nicht lange gehalten. Schon mit 23 machte der mutige junge Mann sich als Grafiker selbstständig. Genau, das Gestalten hatte er sich vorher auch selber beigebracht.

Da Preising handwerklich und technisch sehr versiert ist, begann er vor sieben Jahren etwa, seine erste Drohne selbst zu bauen. Auch finanziell ein klarer Vorteil. Denn bis dahin musste er teure Hubschrauberflüge buchen, um Aufnahmen von oben machen zu können. Jetzt nicht mehr. Heute steht Ulf Preising mit beiden Beinen fest auf dem Boden und fliegt mit seinem steuerbaren Auge doch gleichzeitig über Städte und Landschaften. Bei weitem nicht nur für einen schönen Solingen-Film. Auch in Musikvideos zum Beispiel von Angelo Kelly oder dem Rapper Kollegah kann man seine Aufnahmen sehen. Der neueste Coup, den er seinen Kunden anbietet: Virtual-Reality-Brillen, mit denen man 360-Grad-Bilder und Videos sehen kann: „Das ist für viele der letzte Schrei.“ Von den speziellen Brillen hat Preising jede Menge angeschafft, die er an Firmen vermietet.
Ja, und letztes Jahr dann: „Solingen – meine Wolkenstadt.“ Den Stadtwerken hatte er seine Idee präsentiert. Die waren begeistert und finanzierten den Film auch.

Die Dichterin und Poetry Slammerin Stefanie Schlüter schrieb, als wunderbar poetisches Gedicht, den Text über die Stadt und sprach ihn auch ein. 11.000 Mal wurde der Film bei YouTube angeklickt, sogar per WhatsApp wurde er oft geteilt. Schmunzelnd erzählt Ulf Preising, einmal habe er den Film von einem Freund geschickt bekommen, mit dem Vermerk: „Guck mal, was für ein toller Film.“ Da habe er nur zurückgeschrieben: „Der ist von mir!“ „Solingen – meine Wolkenstadt. Kaum einer weiß, was Du alles hast“, heißt es im Film. Ulf Preising weiß es.

Ein Artikel aus dem ENGELBERT Solingen, Ausgabe 30.
Foto: Ulf Preising