Und damit Pasta!

Reportage
Steinhaus in Remscheid hat sich von der Traditionsmetzgerei zum bergischen Frischpasta-Pionier gewandelt. ENGELBERT durfte hinter die Kulissen der Genuss-Produktion blicken, deren Geschichte im Jahr 1983 mit einem Schweizbesuch begann.
Der weiße Ganzkörperanzug sitzt, die Kopfhaube ebenfalls, auch der Bartschutz. Denn nur in dieser Montur dürfen wir hinter die Kulissen einer der faszinierendsten Genussfabrikationen des Bergischen Landes blicken: In die Produktion der frischen Pasta des Remscheider Traditionsunternehmens Steinhaus. Aus der Metzgerei ist längst ein Produzent für kulinarische Lifestyle-Produkte geworden, und die Produktion läuft rund: Wie unzählige über-, unter- und nebeneinander her verlaufende Achterbahnen wirken die Produktionsmaschinen auf den ersten Blick.
Die Produktentwicklung, die gesamte Teigproduktion, die Herstellung der köstlichen Füllungen wie Spinat-Ricotta, Fleisch oder Pesto – alles passiert hier an der Trecknase. In riesigen Silos lagert der Hartweizen für die Herstellung des Teiges, dessen genaue Rezeptur natürlich nicht verraten wird. Während hier die Ravioli aus dem Teig gestanzt werden und der übrige Teig gleich wiederverwendet wird, tanzen da schon die Tortelloni über das Laufband, und man möchte am liebsten einmal zugreifen.

Modernste Nudelmaschinen, natürlich made in Italien, übernehmen das Formen der jeweiligen Sorten, von Ravioli bis Tortelloni, die Portionierung und den Transport. Das Ganze ist so ausgeklügelt, dass die vorab kalkulierten Portionen exakt abgewogen in die bereits vorgedruckten Frischetüten wandern, verschweißt und sofort ausgeliefert werden können. Denn Frische ist hier alles: Die Nudeln werden komplett vorgekocht, dann gekühlt, mit Öl besprüht, getrocknet und dann verpackt. Dadurch erhalten sie den einzigartigen Geschmack – und können binnen Minuten zubereitet werden.

Aber wie hat der Siegeszug dieser bergischen Frischpasta eigentlich begonnen? „Los ging es im Jahr 1983“, erzählt Geschäftsführerin Anja Steinhaus-Nafe. „Mein Onkel suchte damals, als wir noch eine reine Metzgerei waren, nach neuen Produkten. Er fand sie in der Schweiz, in einer kleinen Manufaktur, die frische Nudeln für ihre Kunden zubereitete.“

Anfangs kaufte Steinhaus die Nudeln ein, um sie in den eigenen Filialen und im Einzelhandel anzubieten. „Damals wurde die Pasta noch mit SwissAir eingeflogen“, ergänzt Marketingleiter Oliver Frielingsdorf, selbst gelernter Koch. Das Einfliegen war nicht die einzige Hürde, die Steinhaus überwand. Bring mal ein komplett neues Produkt an den Mann – frische Pasta fürs Kühlregal, die binnen weniger Wochen verzehrt werden muss? Fand der Einzelhandel erst mal gar nicht so spannend: „Deshalb haben wir allein 1200 Kühlregale nur für diese neuen Produkte an den Handel ausgeliefert, verbaut und auch gewartet“, erzählt Oliver Frielingsdorf. Der Riesenaufwand und das Gespür für den Zeitgeist zahlten sich aus: Ende der 90er Jahre erlebte Steinhaus mit seiner Pastaproduktion den Durchbruch, die Produktionsstätte wurde bis heute dreimal erweitert, im neuesten Anbau ist die modernste Pastamaschine weltweit im Einsatz. 500 Mitarbeiter sind mittlerweile im Unternehmen tätig, davon 25 Auszubildende. Obgleich Steinhaus nach wie vor auch Fleisch, insbesondere Braten, herstellt, macht die Pasta 60 Prozent des Produktportfolios aus. Woran das liegt? „Die Menschen haben immer weniger Zeit für die Zubereitung ihres Essens, wollen aber hochwertige Lebensmittel. Wir haben sie“, unterstreicht Anja Steinhaus-Nafe. Der Renner sind nach wie vor die Tortelloni (die auseinandergelegt übrigens aussehen wie ein Halbmond). Vielleicht wegen ihrer unwiderstehlichen Form. Vor allem aber wegen des Geschmacks. Von diesem überzeugen sich die Menschen längst in halb Europa. Weil sie bei Steinhaus binnen weniger Minuten frischen Genuss bekommen.
Und damit Pasta!

Ein Artikel aus dem Engelbert Remscheid, Ausgabe 10.

Fotos: Roland Keusch und Steinhaus