Der Verein Bergischer Brückenschlag engagiert sich seit fünf Jahren für eine Verbesserung des Rad- und Fußverkehrs im Bergischen Städtedreieck. Die Mitglieder wollen eine 60 Kilometer lange Radrunde durch die drei bergischen Städte verbinden – und damit die Durchquerung der Müngstener Brücke realisieren.
Radfahren wird im Bergischen immer beliebter und das trotz nicht zu verachtender Steigungen. Elektromotoren sei Dank können sich Hobbyradler problemlos den Höhenmetern zwischen Berg und Tal stellen. Auch die stillgelegten Bahntrassen, die in den vergangenen Jahren für den Fuß- und Radverkehr ausgebaut wurden, tragen wesentlich dazu bei, dass immer mehr Menschen für einen Wochenendausflug aufs Rad steigen. Der Verein Bergischer Brückenschlag sieht darin allerdings noch Optimierungspotenziale und darüber hinaus eine Vision mit bundesweiter Strahlkraft für die Region.
Die Mitglieder des Vereins, der derzeit aus rund 50 fahrradaffinen Bürgern aus dem Bergischen besteht, träumen von einem Radweg durch Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke hindurch. Die Müngstener Brücke, die auf 107 Metern Höhe, über das Wupper-Tal hinweg und via Schienen die Städte Remscheid und Solingen miteinander verbindet, wäre mit relativ wenigen Maßnahmen, die sich über entsprechende Fördertöpfe finanzieren könnten, auch auf zwei Rädern zu überqueren. Dafür genutzt werden könnte die Wartungsebene unter den Schienen, die vor wenigen Jahren für die aufwendige Sanierung der Brücke gebaut worden ist. Der Bodenbelag müsste noch radfahrgerecht angepasst werden, das Seitengeländer zur Sicherheit hochgezogen werden. Aber dann könnte auch schon eine Radstraße unter den Bahnschienen eröffnet werden.

Vertiefende Untersuchungen als Wendepunkt
Nachdem von Seiten der Lokalpolitik der bergischen Städte zunächst lange Zeit Skepsis vorgeherrscht hatte und, wie Gerd Münnekehoff berichtet, „Untersuchungen blockiert“ worden seien, ist nun Anfang September nach einer Ortsbegehung neuer Schwung in die Sache gekommen. Remscheids Bürgermeister Burkhard Mast-Weisz habe inzwischen eine „vertiefende Untersuchung“ angekündigt und bereits in Auftrag gegeben, freut sich der Vereinsvorsitzende über einen entscheidenden Meilenstein und geht fest davon aus, dass diese Untersuchung allen Bedenken Stand halten werde.
Nachdem die Stadt Solingen zunächst skeptisch gewesen sei, weil man Schwierigkeiten in Verbindung mit dem Wahrzeichen als Weltkulturerbe und nicht zuletzt mit dem Suizidschutz gesehen habe, seien nun auch die Klingenstädter der Idee positiv gestimmt und befürworten die Untersuchung. Und auch die Deutsche Bahn, in deren Besitz die Eisenbahnbrücke ist, habe inzwischen ihre Bereitschaft erklärt, das Projekt zu ermöglichen. In Puncto Suizidschutz sehen die Radfahrförderer Lösungen in Form von weit gespannten Netzen, die es auch an anderen großen Brückenbauten auf der Welt gibt und das Bild des Bauwerks nicht verschandeln.
Der Verein Bergischer Brückenschlag bleibt seit nunmehr fünf Jahren am Ball, um Bürger, aber auch Funktionäre von ihrer Idee zu überzeugen und lädt dazu immer wieder Vereine und Organisationen zu Rad- und Besichtigungstouren ein. Die sollen vor Ort zeigen, was ein Brückenschluss über die Müngstener Brücke für ein landschaftlicher Schatz wäre und die bergische Region touristisch noch attraktiver machen würde. Ganz wichtig sei es dabei, Vorurteile und Missverständnisse aus der Welt zu schaffen. Beispielsweise habe man so auch skeptische Umweltorganisationen überzeugen können, „weil die Radfahrer zukünftig über die Brücke geleitet werden, und dann nicht mehr durch die Botanik radeln“, berichtet Münnekehoff.
Ein touristisches Highlight für die Region
Der engagierte Verein sieht stets Entwicklungspotenziale und sucht Lösungen für vermeintliche Bedenken. Der Mehrwert sei größer. „Es wäre ein touristisches Highlight für die Region. Wir verbinden damit den Norden und den Süden und auch den Westen mit dem Osten der Region“, betont der Vereinsvorstand. Allerspätestens bis zur Bundesgartenschau in Wuppertal im Jahr 2031, will der Verein die Vision realisiert haben. Denn auch ans zukünftige Buga-Gelände wären Remscheider und Solinger Radfahrer dann angeschlossen. „Vielleicht aber auch schon in zwei oder drei Jahren“, zeigt sich Gerd Münnekehoff optimistisch.
Der Müngstener Brückenschluss ist das Projekt mit der größten Strahlkraft des in Remscheid ansässigen Vereins, ist aber nicht der einzige Lückenschluss, den es forciert. „Wir bemühen uns darum, die Strecke zwischen Wermelskirchen und Wuppertal-Zoo herzustellen, eine Verlängerung der Werkzeugtrasse zur Samba- und Balkantrasse zu erreichen und betreuen beispielsweise den Radknotenpunkt Lennep“, zählt Gerd Münnekehoff auf. So soll es nach Vorstellungen des Vereins demnächst auch Trassenverbindungen von Gräfrath nach Schaberg und Güldenwerth nach Lennep geben. An so manchen Punkten geht es noch um Grundstücksrechte, Verhandlungen mit der Bahn sowie bauliche Veränderungen, Umleitungen und möglichen Kreisverkehren. Wenn alle Ideen erfolgreich umgesetzt worden sind, soll so also eine 60 Kilometer lange Radrunde durch die drei bergischen Großstädte möglich sein. „98 Prozent der geplanten Radrunde sind aber bereits realisiert worden“, erklärt Münnekehoff.

Als weiteres Projekt hat der Verein die Sanierung des Remscheider Wasserturms an der Intzestraße ins Auge gefasst. So will man den Turm und sein Dach für Touristen zugänglich machen und sie in den Genuss des herrlichen Weitblicks übers Bergische bringen. Unter dem Projekttitel „Remscheid und das Wasser“ sollen demnächst Fördergelder fließen, sodass die Wegevernetzer nun auch hier optimistisch sind. Passenderweise würde der sanierte Wasserturm unmittelbar an der Bergischen Radrunde liegen – und Radfahrern dann ein weiteres touristisches Highlight bieten.
www.bergischer brueckenschlag.de
Online-Petition Brückenschlag
Der im Jahr 2020 gegründete Verein Bergischer Brückenschlag hat für alle, die die Vision einer Radstraße durch die Müngstener Brücke unterstützen wollen, eine Online-Petition auf der Plattform www.change.org gestartet. Seit April kann hier nun jeder Bürger die Idee unterstützen. Über 1800 Unterstützer haben bereits online unterschrieben. Weitere 300 haben dies auf Papier getan.
https://www.change.org/p/bergische-radrunde-müngstener-brücke-des-vereins-bergischer-brückenschlag-e-v
Cristina Segovia-Buendía
Christian Werth
Titelbild: Christian Beier
