Mit Herzklopfen ans Steuer

Die erfolgreich bestandene Führerscheinprüfung ist ein bedeutender Schritt in Richtung Unabhängigkeit. ENGELBERT-Mitarbeiterin Heike Karsten hat fünf bekannte Menschen aus dem Bergischen Land nach Anekdoten aus ihrer Zeit als Fahranfänger gefragt.

Peter Biesenbach, ehemaliger NRW-Justizminister aus Hückeswagen:

Meinen Führerschein habe ich mit 17 Jahren gemacht und musste dann noch einige Tage warten, bis er mir mit 18 Jahren ausgehändigt wurde. An die Fahrprüfung in Wermelskirchen habe ich gute Erinnerungen. Nur beim rückwärts Einparken habe ich Blut und Wasser geschwitzt, da der Prüfer eine Lücke ausgesucht hatte, die gefühlt sehr eng war. Zum Glück hatte der Fahrlehrer zwischen Dichtgummi und Scheibe der hinteren Tür auf der Beifahrerseite ein Streichholz eingeklemmt. Wann man den bis zu einer bestimmten Stelle anpeilte, wusste man, wie weit man das Lenkrad einschlagen musste. Offensichtlich hatte ich meine Brille gut geputzt. Auf jeden Fall hat es gereicht, um ohne Blechschaden in die Lücke zu kommen. Bis heute weiß ich nicht, ob der Prüfer von dem Streichholz wusste. Es ist ein ungelöstes Rätsel, und der Streichholzkopf ist mir bis heute nie aus dem Kopf gegangen. 

Foto: Martin Kraft

Cevin Conrad, Stadt- und Museumsführer in Solingen:

Für deutsche Verhältnisse fahren die Amerikaner sehr große Autos. Ich bin in meiner Heimat schon als Zehnjähriger mit meinem Opa Pickup gefahren, auf dem wir Bäume, Heu oder Kälber transportierten. Als ich das erste Mal selbst am Steuer saß, verkroch sich unser Hund, der sonst mittig auf der vorderen Sitzbank saß, unter Opas Füße und hat nur gejault. Er hat es aber überlebt. So habe ich sicheres Autofahren gelernt und mit 15 Jahren im US-Bundesstaat Oregon den Führerschein gemacht. Fahrstunden gaben uns die Sportlehrer unserer Schule, die eine entsprechende Lizenz hatten. Wir haben dann die Mittagspause ausfallen lassen und sind zum Beispiel nach Burger King gefahren. Die theoretische Prüfung bestand aus nur 27 Fragen, von denen man 23 richtig beantworten musste. Es gab zu jeder Frage ein Bild und drei Antworten. Zum Beispiel: Mitten auf der Straße steht ein Mann mit Stock, Sonnenbrille und grüner Armbinde. Was tust du? (A) ignorieren, (B) mehrmals hupen, (C) anhalten. Die praktische Fahrprüfung ging recht schnell vorbei. Ich musste einmal mit dem Fahrlehrer auf die Autobahn und quer einparken – das war’s. 30 Dollar hat die Prüfung gekostet.

Foto: Christian Beier

Sabine van der Heide, Buchautorin und Geschäftsführerin der TG Hilgen 04:

Als meine Oma sich ein neues Auto kaufte, schenkte sie mir ihren hellblauen VW Käfer, noch bevor ich den Führerschein hatte. Mit 17 Jahren habe ich dann angefangen, Fahrstunden zu nehmen und mich auch gleich für den Motorradführerschein angemeldet. Damals hatte der Fahrlehrer noch im Auto geraucht, was heute unvorstellbar wäre. Die Prüfung auf dem Motorrad hatte ich sofort bestanden, weshalb ich ziemlich selbstsicher in die Autofahrprüfung ging. Der Prüfer ließ mich dabei durch eine Straße fahren, die ich nicht kannte. Da am rechten Straßenrand Autos parkten, ging ich davon aus, dass es sich um eine Einbahnstraße handelte. Dem war nicht so. Am Ende wurde die Straße breiter und ich ordnete mich ganz links zum Abbiegen ein. Meinen Fehler hatte ich durch den Blick in den Rückspiegel ziemlich schnell bemerkt. „Das war’s dann wohl“, sagte ich zum Prüfer. Mir war das ziemlich peinlich. Für den zweiten Versuch musste ich weitere Fahrstunden nehmen und auf den nächsten Prüfungstermin warten. Zusätzlich zu den Mehrkosten war das ziemlich blöd, weil mein Auto ja schon vor der Tür stand.

Foto: privat

Ulrich Heldmann, Sternekoch aus Remscheid:

Meine Führerscheinprüfung für Motorrad und Auto habe ich an einem Tag in Wuppertal gemacht. Meine Eltern hatten das finanziert und mussten die Prüfung im Voraus bezahlen, was sie gar nicht gut fanden. Die Autofahrt begann und endete beim TÜV in Uellendahl. Dort gab es ein Tor, das mittig geschlossen werden konnte. Mein Fahrlehrer hatte mir eingeschärft, immer auf der rechten Seite und auf keinen Fall mittig durch das Tor zu fahren. Das sei nicht erlaubt. Wir hatten das bestimmt fünfmal geübt. Die Fahrt lief recht geschmeidig und entspannt, und der Fahrlehrer unterhielt sich die ganze Zeit mit dem Prüfer. Erst als ich auf der Rückfahrt mittig auf das Tor zusteuerte, durchzuckte es mich wie ein Blitz und ich riss das Lenkrad ruckartig nach rechts rum. Vom Prüfer bekam ich dafür einen riesigen Anschiss. Die Prüfung habe ich trotzdem bestanden. Meinen alten Führerschein habe ich erst im vorigen Jahr umtauschen müssen. Darin war ein lustiges Bild, über das sich die Polizeibeamten beim Vorzeigen jedes Mal kaputtgelacht haben.

Foto: privat

Michael Dierks, Gründer der Kulturinitiative Wermelskirchen:

Noch dunkel kann ich mich an meine Führerscheinprüfung 1969 erinnern. Für die Fahrprüfung hatte ich vier Fahrstunden in einem hellgrauen VW Käfer genommen. Den Führerschein habe ich problemlos bestanden, da ich vorher viel mit meinen beiden älteren Brüdern geübt hatte, was natürlich nicht erlaubt war. Als mir der Führerschein ausgehändigt wurde, gab es eine kleine Feier. Ich hatte nie eine Brille, bin aber zur Fahrprüfung und zum Sehtest mit einer sogenannten „John-Lennon-Brille“ gegangen. Die hatte ich in einem Koffer voller Nickelbrillen in der Waldschänke meines Großonkels gefunden. Den Sehtest habe ich damit bestanden – erst viel später wurde mir bewusst, dass die Brillen wahrscheinlich aus unrühmlicher Nazizeit meines Großonkels stammten. Meinen ersten Wagen, einen VW Käfer Baujahr 1955, bekam ich von meinem Vater geschenkt. Es gab danach auch nur eine brenzlige Situation, als mir auf der Landstraße ein überholender Wagen entgegenkam. Ich habe es noch rechtzeitig geschafft, auszuweichen. Übrigens: Seit dem 26. April 1969 fahre ich unfallfrei.

Foto: Jürgen Moll