Geteiltes Kleid ist vielfache Freud

Ständig neue Designerklamotten im Schrank? Und ob. Aber nur für kurze Zeit. Mit ihrer Witzheldener Firma „Myonbelle“ vermietet Nina Blasberg Kleidungsstücke. Kaufen kann man die aber auch.

Das Teil war ein echter Fehlkauf! Jede Frau kennt das Problem. Im Laden musste
es die Bluse unbedingt sein, sündhaft teuer war sie, ein Designer-Stück. Und dann hängt sie
nach drei Wochen immer noch im Schrank – ungetragen. So ein Mist! Das kann den Kunden
von „Myonbelle.de“ nicht passieren. Sie können die Bluse, die plötzlich gar nicht mehr gefällt,
ganz schnell zurückschicken und bekommen direkt danach ein neues Teil. Vielleicht ein Kleid
oder eine Hose. Wenn sie die angeklickt haben – als Lieblingsteil. Das System, das die
Witzheldenerin Nina Blasberg im Jahr 2014 an den Start gebracht  hat, funktioniert ganz einfach.
Man meldet sich als Mitglied auf der Seite an, zahlt monatlich eine Flatrate und los geht’s.

Anklicken, was einem alles im Angebot gefällt und schon kommt das erste Päckchen.
Sozusagen als Überraschung. „Wie Weihnachten“ sei das jedes Mal, schreiben ihre Kundinnen.
Und wenn man das Teil dann ein- oder mehrmals getragen hat, schickt man es einfach zurück
und bekommt das nächste. Sollte man ein Kleidungsstück allerdings so toll finden, dass
man es behalten will, „kauft man es einfach raus“. So nennt Nina Blasberg das in ihrem System.

Das beliebteste Stück derzeit: ein schlichtes elegantes Kleid mit Blumenmuster, das haben die
meisten ihrer Kunden mit „Gefällt mir“ markiert. Es steht also bei den meisten auf der Liste und
kommt irgendwann ins Haus geflattert. Wann – das ist die Überraschung bei „Myonbelle“.
Rund 8000 Kunden sind in der Kartei von Nina Blasberg, 2000 davon sind regelmäßig im schier
unendlich großen virtuellen Kleiderschrank aus Witzhelden unterwegs. Die Macherin beliefert ihre Kunden aus einer alten Besteckfabrik mitten auf der Hauptstraße. Hier hängen Hunderte von Designer-Kleidern
auf der Stange. Werden ein- und ausgepackt, gereinigt, aufgearbeitet – tagein, tagaus. Die Firma
wächst, sagt Chefin Blasberg, sie habe gut zu tun. Es könnte aber gerne auch noch ein bisschen schneller gehen.
Allerdings: Die Deutschen seien beim Thema „Sharing Economy“ – also: geteilte Waren – noch viel zu vorsichtig. Viele können sich einfach noch nicht so richtig vorstellen, wie das Ganze funktioniert. Ihre Idee stammt eigentlich aus Amerika, wo es bereits Dutzende solcher Portale mit ganz verschiedenen Ansätzen gibt. Hier in Deutschland ist sie – auch nach vier Jahren Start-up-Dasein – immer noch ziemlich allein mit der Idee. Einzig die Firma
Tchibo verleiht seit einiger Zeit Klamotten – allerdings nur für Kinder. 39 Euro müssen ihre Kunden ausgeben, um dabei zu sein. Mindestens. Dafür gibt es dann zwei Kleidungsstücke pro Monat. Für 59 Euro stecken dann
schon drei Stücke in der zugeschickten Box, plus zwei Accessoires. Der Hin- und Rückversand ist natürlich mit drin, der Kunde muss nur das Paket annehmen und wieder zur Post bringen. Und das macht man ja heutzutage sowieso andauernd. Als nächsten Schritt möchte Nina Blasberg ihr Sortiment, das jetzt schon Designermarken
wie Hilfiger, Saint Laurent, Mishka oder Deby Debo umfasst, erweitern. Und zwar um Designer-
Schwangerschaftskleidung und auch große Größen – die Plus-Size, wie es in der Fachsprache heißt. „Mieten sollte einfach normal sein“, wünscht sich Nina Blasberg für die Zukunft auch ihrer Branche. Bei „AirBNB“ und beim
„Carsharing“ funktioniere das doch auch längst.

www.myonbelle.de 

Ein Artikel aus dem ENGELBERT Solingen, Ausgabe 29.
Fotos: Uli Preuss