©Cristina Segovia-Buendía

„Kottenritter“ trotzen der Pandemie

Die Kottenritter Marc Rüger, Jonas Grimberg und Christian Breitenborn haben Remscheids ersten Escape Room entwickelt.

Drei Jungs aus Remscheid haben sich durch Corona nicht ausbremsen lassen. Mitten im Lockdown haben sie ihre Event-Agentur mit der Einrichtung des ersten Remscheider Escape Rooms weiterentwickelt. Ihr treibender Motor in ungewissen Zeiten: absolute Leidenschaft für das, was sie tun und Zuversicht, dass auch die längste Pandemie irgendwann zu Ende geht.

©Michael Schütz
Die Kottenritter eröffneten den ersten Escape Room in Remscheid.

Genervt von der allgemeinen Nörgelei, dass in ihrer Heimatstadt nichts los sei, beschlossen
Christian Breitenborn (37), Jonas Grimberg (34) und Marc Rüger (31) vor zwei Jahren, selbst aktiv zu werden und gründeten 2019 als junges Start-up die Event-Agentur „Kottenritter“. Der Name ist eine Hommage an ihre Heimat, erklärt Grimberg: „Bei der Namensgebung hatten wir überlegt, wofür das Bergische und Remscheid bekannt sind, und kamen dann recht schnell auf die Kotten und durch Schloss Burg auf die Ritter.“

Mittelalterlich ist das, was sie tun, aber keinesfalls.
Mit ihrer Ambition, Comedy-Veranstaltungen für junge Erwachsene in der Remscheider Innenstadt anzubieten, statt wie bislang außerhalb auf den etablierten Lenneper Bühnen, trafen sie einen Nerv, sodass ihre „Bräu Comedy“ mit Künstlern wie Benni Stark, Maxi Gstettenbauer und Johnny Armstrong schnell zum Selbstläufer wurde. 2020 sollte der Erfolg mit Auftritten von Comedians wie David Werker, Osan Yara und John Doyle fortgesetzt werden.
Doch dann wurde ihnen, plötzlich und unerwartet, auf der Überholspur der Stecker gezogen.

Die Pandemie legte alles auf Eis

Auch wenn es schwerfiel, sich die Kosten häuften und sie als Gründer im Nebenberuf keinerlei Anspruch auf Corona-Hilfen hatten: Den Kopf in den Sand zu stecken, war für die drei keine Option. Sie gingen einfach das nächste Projekt an, um nach den Lockdowns ein neues Highlight zu präsentieren. „Die Idee eines Escape Rooms in Remscheid hatten wir schon länger, weil wir privat davon begeistert sind und selber gerne spielen, aber dafür bislang immer weiter wegfahren mussten“, verrät Grimberg, gelernter Veranstaltungstechniker und bei den Kottenritter für die Technik zuständig.

Aufgebaut wurde der Remscheider Escape Room im Lockdown

Im neuen Gründerquartier fanden sie ab April 2021 Platz, um auf 25 Quadratmetern ihren ersten Raum zu bauen und warteten dann geduldig das Ende des ersten und später des zweiten Lockdowns ab. „Wenn man den Raum fertig hat und sich die Eröffnung immer weiter hinzieht, zweifelt man teilweise schon, ob es eine gute Idee war, in dieser Situation ein neues Projekt zu starten“, sagt Breitenborn. „Schließlich lief ab Dezember 2020 bereits die Miete für den Raum, obwohl wir noch keinerlei Einnahmen generiert hatten“, fügt der gelernte Schornsteinfegermeister und Handwerker im Team hinzu. „Andererseits konnten wir nichts an der Lockdown-Situation ändern, also haben wir einfach versucht, das Beste daraus zu machen und haben im Weihnachtsgeschäft schon mal mit einem Gutscheinverkauf angefangen, was wirklich super geklappt hat“, verrät Marc Rüger, der sich als Betriebswirt um die Finanzen des Start-ups kümmert.

Erst ein halbes Jahr später, am 12. Juni, konnte der „RSCape“ endlich eröffnen. Seitdem lassen sich Teams von bis zu sechs Personen regelmäßig für bis zu 60 Minuten im Remscheider Escape Room einsperren und tauchen als eingeschleuste Reinigungskraft in eine spannende Geschichte über Industriespionage ein, in der sie
anhand zahlreich versteckter Rätsel einen gestohlenen Prototypen finden müssen.

„Wir hatten kürzlich auch Anfragen aus Bayern“ – Jonas Grimberg

Die Anfragen häufen sich, und die Gäste kommen längst nicht mehr nur aus dem Bergischen und NRW. „Wir hatten kürzlich auch Anfragen aus Bayern“, erzählt Grimberg. Die Resonanz und Nachfrage sei riesig. Und ihr Erfolg beflügelt die Kottenritter zu neuen Projekten. Aktuell planen sie schon mit dem Bau eines zweiten, mit 180 Quadratmetern wesentlich größeren Escape Rooms.
Viel verraten wollen die drei diesbezüglich noch nicht. Nur so viel: Der Raum wird ebenfalls in Remscheid zu finden sein und noch stärker als immersives Erlebnis konzipiert, sodass sich die Spieler tatsächlich als Teil der Geschichte fühlen.

Als junges Unternehmen mit den Herausforderungen einer Pandemie umzugehen, sagen die drei, sei ihnen nicht leichtgefallen, zumal besonders in den ersten drei Jahren jeder Cent investiert werden muss, um ein Start-up auf die Fahrspur zu bringen. „Glücklicherweise müssen wir nicht davon leben und haben alle noch unseren Hauptberuf“, sagt Breitenborn. Trotzdem: „Für so etwas braucht man einfach ein wenig Mut. Wenn das Konzept passt, dann sollte man einfach mal machen und sich zutrauen, seine Visionen zu verwirklichen.“

Cristina Segovia-Buendía – ENGELBERT/RPS