Turbogeburt, Fußball und Handwerker-Mama

Wie läuft das Leben als Papa von zwei kleinen Söhnen? Diese Frage beantwortet Redakteur Gunnar Freudenberg (41) Woche für Woche in seiner Zeitungskolumne „Mein Leben als Papa“. Nun ist hierzu sogar ein Buch erschienen.

Seit November 2016 sorgt er mit den Anekdoten aus seinem Familienalltag mit seinen Sprösslingen Hannes (6) und Michel (3) für beste Unterhaltung bei den Leserinnen und Lesern von Remscheider General-Anzeiger und Solinger Tageblatt. Mehr als 250 Folgen sind bereits in den Tageszeitungen abgedruckt worden. Passend zum Fünfjährigen ist nun ein Best-Of der besten Episoden in Buchform erschienen.
Im Interview erinnert sich der Autor zurück an die Anfänge, spricht über Herausforderungen des Familienalltags sowie Geschlechterklischees und natürlich über sein Buch.

Seit fünf Jahren begeistern Ihre Geschichten über Ihre Söhne die Leser. Die Kolumne ist im Grunde gar nicht mehr wegzudenken. Wie erklären Sie sich selbst diesen Erfolg?

Ich glaube einfach, dass sich ganz viele Menschen damit identifizieren können – Eltern, die selbst Kinder in dem Alter haben oder hatten, oder auch Großeltern mit Enkeln. Und ich glaube, dass sich die Leute zwischen all den schlechten Nachrichten am Wochenende gut unterhalten lassen wollen.
Ich könnte sicher auch mehr über Probleme schreiben, etwa während der Corona-Zeit. Aber ich versuche immer, eher das Gute zu suchen, Themen, die unterhaltend sind und begeistern.

Welche Rolle spielt dafür Ihre Perspektive als Mann und Vater?
Glauben Sie, die Kolumne würde auch so gut aus dem Blickwinkel einer Frau funktionieren?

Tatsächlich wurde vor fünf Jahren, als die Familienseite ins Leben gerufen wurde, zunächst eine Kollegin dafür gefragt. Aber sie hat abgewinkt. Also wurde ich gefragt, und ich habe gedacht, ja, ich probiere es mal.
Die Perspektive eines Papas von zwei Jungs gibt es nicht so oft, das stimmt. Und ich glaube schon, dass man einen Unterschied merkt, ob ein Mann oder eine Frau schreibt.

Inwiefern?

Ich weiß nicht, ob meine Frau es zum Beispiel als wichtig empfunden hätte, über das erste Fußballtraining von Hannes zu schreiben (lacht).

Ihre Ehefrau Larissa hat das letzte Wort über den Inhalt der Kolumne, richtig?

Ja, sie liest immer Korrektur, was ich auch gut finde. Dinge, die den Jungs später peinlich sein könnten, sollen ja bewusst außen vor gelassen werden.

Wenn Sie an die Anfänge zurückdenken, was war die größte Herausforderung beim Schreiben?
Die zwei Jungs hinter der Kolumne – Hannes & Michel.

Am Anfang hatte ich große Angst, ob ich jede Woche etwas Spannendes schreiben kann oder nach drei Wochen alles auserzählt ist, zumal Hannes gerade einmal ein Jahr alt war. Aber eigentlich passiert immer etwas, über das man schreiben kann.
Früher habe ich noch mehr aus meiner Sicht geschrieben. Aber jetzt, wo die Kinder größer sind, liefern sie selbst immer mehr Pointen. Außerdem hatte ich anfangs Bedenken, dass ich zu viel aus unserem Familienalltagpreisgebe.

Die Waage zwischen Entertainment und Privatleben gilt es also zu halten?

Ja, definitiv. Deshalb sind die Jungs auf Bildern auch immer nur von hinten zu sehen.

Wie finden die beiden das denn überhaupt, dass jede Woche Geschichten von ihnen in der Zeitung gelesen werden? Und es nun auch noch eine Auswahl an Folgen als Buch zu kaufen gibt?

Im Moment finden sie das noch cool, dass Papa auf dem Cover ist und sie im Buch drin. Sie sind damit ja auch aufgewachsen und kennen es nicht anders. Ich hoffe natürlich, dass sie das später immer noch cool finden und das vielleicht auch als tolle Erinnerung an ihre Kindheit ansehen.

Wie lange wollen Sie die Kolumne eigentlich machen? Gibt es da einen Plan?

Es gibt keinen konkreten Plan. Ich denke aber nicht, dass ich sie schreibe, bis sie 18 sind (lacht). Bis zu Hannes´ Einschulung im nächsten Jahr wird es aber sicher weitergehen – und danach schauen wir einfach, wie sich das entwickelt.

Die einzelnen Folgen schreiben Sie immer erst zum Ende der Woche. Woher nehmen Sie die Inspiration?

Das meiste passiert einfach nebenbei, Gespräche von Hannes und Michel, die einfach lustig sind. Ich schaffe keine künstlichen Situationen und schreibe wirklich immer sehr nah an der Wahrheit. Manches ist sicherlich komprimierter oder etwas pointierter als es in Wirklichkeit war, aber es ist passiert.
Die Frage höre ich übrigens ziemlich oft, ob das wirklich so passiert ist, das könne doch gar nicht sein. Doch, ist es zumindest aus meiner Sicht.

Zuerst gab es nur Hannes. Wie hat sich die Kolumne durch Michel verändert?

Sie hat sich sehr verändert durch die Dynamik der Brüder. Am Anfang ging es viel darum, wie sehr sich Hannes um seinen Bruder gekümmert hat. Heute agieren sie meistens gemeinsam. Grundsätzlich ist mehr
Stimmung im Haus und immer was los. Ich habe mal gehört, dass zwei Jungs in den ersten Jahren eine größere Herausforderung für die Eltern sein sollen als zwei Mädchen. Aber das ist bestimmt Blödsinn (lacht).

Hätten Sie jemals gedacht unter die Buchautoren zu gehen?

Zum Start der Kolumne sicher nicht. Dann gab es aber schnell positive Leserbriefe und Reaktionen dazu. Deshalb stand die Idee zum Buch schon länger im Raum und ich bin froh, es nach nun fünf Jahren in den Händen zu halten.

Von den mehr als 250 Episoden sind fast 60 der besten darin abgedruckt. Fiel die Auswahl sehr schwer?

Ja, das war schon schwierig. Ich habe mir für das Buch noch einmal alle Folgen genommen und gelesen und war bei manchen überrascht. Das habe ich geschrieben?
Letztlich habe ich versucht, eine gute Mischung zu finden, die logisch aufbaut und die Entwicklung meiner Kinder und von uns als Eltern zeigt.

Haben Sie Lieblingsfolgen?

Ja, schon. Die Turbogeburt von unserem Sohn Michel im Live-Ticker-Format gehört sicherlich dazu, aber auch jene über die deutsch-türkische Freundschaft zu unseren Nachbarn.
Grundsätzlich spielt Fußball eine große Rolle. Es gibt aber nicht nur Lustiges. Auch die Folge über die Beerdigung von Uropa Kurt finde ich gelungen. Ich mag aber auch die Folgen, in denen meine Frau vorkommt, etwa bei „Wenn Mama es nicht reparieren kann, kann es keiner.“ Ich kann es wirklich nicht.

Engelbert Redakteurin Anna Mazzalupi im Interview mit Gunnar Freudenberg

INFOS
Zur Person Gunnar Freudenberg wuchs in Radevormwald auf und lebt seit 41 Jahren im Bergischen Land.
Er begann 2008 als freier Mitarbeiter des Remscheider General-Anzeigers seine journalistische Laufbahn. Es
folgten 2010 das Volontariat sowie Stationen in Wermelskirchen, im Lokalsport und in der Online-Redaktion. Heute
übernimmt er die Teamleitung Desk in Solingen.

Zum Buch „Mein Leben als Papa – Zeitungsgeschichten aus dem Alltag von Hannes und Michel“, erschienen im
Wartberg-Verlag, 144 Seiten, Preis: 12,99 Euro

Lesungen In diesem Jahr liest Gunnar Freudenberg zweimal aus seinem Buch. Am 5.12.2021 um 15 Uhr in Burscheid bei der Gärtnerei Höpken und am 10.12.2021 um 18 Uhr in Feldermann’s Hofcafé in Radevormwald.
Für 2022 sind auch Lesungen in Remscheid und Solingen geplant.
Das Buch gibt es online unter → www.bergisch-bestes.de