Mit dem Käfer auf großer Brückentour durch Europa

Die Herausforderung, eine 6000 Kilometer lange Strecke im 48 Jahre alten, knallroten VW-Käfer-Cabriolet ohne Servolenkung und Navigationsgerät zurückzulegen, weckt in Ariane Konermann die Abenteuerlust. „Warum auch nicht? Die Sitze in meinem Käfer sind doch sehr bequem und Platz genug ist auch“, betont die 45-Jährige lachend.

Die Remscheiderin hat sich zusammen mit ihrer Freundin Ariane Isele (44) aus Wuppertal als „A-Team“ zur „Six Bridges Rally“ angemeldet. Die Tour, die am 11. September im Müngstener Brückenpark startet, verbindet die sechs Großbogenbrücken in Europa, die 2017 einen gemeinsamen Antrag für die Aufnahme als
UNESCO-Weltkulturerbestätten gestellt hatten.

©Ariane Isele

Die Rallye führt die Teilnehmer in 16 Tagen durch neun Länder – darunter die Schweiz, Lichtenstein, Frankreich, Spanien und Portugal. Die Vorbereitungen laufen bereits – eine Kontrolle des Oldtimers aus dem Jahr 1973 in der Fachwerkstatt zählt dazu.

„Der Wagen wurde komplett durch gecheckt und hat unter anderem zwei neue Zylinderköpfe und vier neue Reifen erhalten“, berichtet Ariane Konermann. Der Brücken-Tour durch Südeuropa steht aus technischer Sicht nichts mehr im Weg – selbst dann nicht, wenn es unterwegs zu einer Panne kommen sollte. „Einen Reifenwechsel und einen provisorischen Keilriemen aus einer Seidenstrumpfhose bekomme ich zur Not noch selber hin“, ist Ariane Isele optimistisch.

Organisiert wird die „Six-Bridges-Rally“ von Timm Kronenberg und Marc Baehr. Die beiden Solinger wollen mit der Aktion dem Ziel des UNESCO-Welterbes ein Stück näherkommen und den europäischen Gedanken unterstreichen. Daher sollen möglichst viele Teilnehmer aus den verschiedenen Ländern daran teilnehmen. Bisher sind mehr als 30 Teams gemeldet – darunter zwei reine Damenteams.

„Wir werden über einen Pass, durch die spanische Wüste und über etliche Schotterpisten fahren.“ – Ariane Konermann

Die Old- und Youngtimer werden auf ihrer Reise neben den sechs Brücken auch viele andere Weltkulturerbestätten anfahren. Den Streckenplan mit den Etappen-Aufgaben erhalten die Teilnehmer jedoch erst am Starttag. „Pro Tag müssen etwa 375 Kilometer gerockt werden, was sieben bis acht Stunden Fahrt, hauptsächlich auf Land-
und Nebenstraßen, bedeutet“, sagt Ariane Konermann und zählt auf: „Wir werden über einen Pass, durch die spanische Wüste und über etliche Schotterpisten fahren.“

Im Gepäck befinden sich dann neben einem Mini-Reparaturset auch zwei Benzinkanister, da der Käfer locker zehn Liter auf 100 Kilometer schluckt. Ebenfalls mit eingepackt werden ein Zelt, Schlafsäcke, ein kleiner Gaskocher samt Filtertüten und gemahlenem Kaffee für ein naturnahes Erlebnis am Rande der Rallye-Strecke. Die ausgebaute Rückbank des Käfers bietet Platz für etliche Stapelkisten. Eine Kiste ist für die Fotoausrüstung von Ariane Isele bestimmt. Die Fotografin möchte die SechsBrücken-Tour mit ihrer Kamera in Bildern festhalten.
Häufige Pausen für ein Foto wird es aber nicht geben. „Die Karenzzeit der täglichen Strecken liegt nur bei ein bis zwei Stunden“, sagt die Wuppertalerin, die den Weg per Straßenatlas dirigieren und natürlich pünktlich ans jeweilige Tagesziel kommen will. Ziel des A-Teams ist es, als erstes das Ziel an der Müngstener Brücke zu erreichen und mit den gestellten Aufgaben auf der Strecke möglichst viele Punkte einzuheimsen.

Ariane Konermann und Ariane Isele mit den Mitarbeitern der Kinderschutzambulanz. © Mike König Photography

Mit ihrer Teilnahme möchten die beiden Frauen aber auch Gutes tun und Spenden zugunsten der Kinderschutzambulanz sammeln. „Gerade Kinder sind in der Corona-Zeit zu kurz gekommen und brauchen immer Zuspruch und Förderung“, betont Ariane Konermann.
Neben dem folierten Brückensymbol dürfen sich auch die Spender für die Dauer der Tour werbewirksam auf dem VW Käfer verewigen. Zudem wird die Spendensumme als Punkte-Bonus in das Endergebnis einfließen. Das A-Team hofft daher auf rege Unterstützung.

Die beiden Freundinnen wollen während der 16-tägigen Tour größtenteils auf Komfort verzichten. „Wir werden eine Low-Budget-Aktion daraus machen und überwiegend Campingplätze ansteuern, um dem Abenteuer nah zu sein“, kündigt Ariane Konermann an. Trockenes Wetter wäre wünschenswert, damit das Verdeck des Cabrios möglichst geöffnet und durch windschnittige Kopfbedeckungen, Sonnencreme und Ohrstöpsel gegen das Knattern des 1303-Motors mit 60 PS ersetzt werden kann.

„Das Kribbeln im Bauch macht sich schon jetzt bemerkbar – jeder Tag wird spannend“ – das A-Team Ariane Konermann & Ariane Isele

Rallye-Erfahrung hat Ariane Konermann zwar bisher nur mit kleineren Tagestouren in der Region sammeln können. Für die Brücken-Tour bringt das Frauen-Team aber den benötigten Ehrgeiz und ausreichend Abenteuerlust mit. „Das Kribbeln im Bauch macht sich schon jetzt bemerkbar – jeder Tag wird spannend“, stimmen Ariane Konermann und Ariane Isele voller Vorfreude überein.

Informationen

RALLYE
Info: sixbrigdes-rally.de

SPENDEN
Wer spenden und dem A-Team dadurch Punkte zulassen kommen möchte, findet die Kontodaten der Kinderschutzambulanz Bergisch Land auf deren Website. Verwendungszweck: „Das A-Team“

Text: Heike Karsten / Beitragsbild: ©Ariane Isele