Power Frauen!

Handwerk ist Männersache! Nicht ganz und schon gar nicht ausschließlich, wie die Unternehmerfrauen Solingen beweisen. Sie arbeiten schon heute an der Zukunft ihrer Branche.

Selbstständige, Angestellte, Mütter, Ehefrauen, Partnerinnen, Töchter – all das sind sie. Die Unternehmerfrauen. Sie stehen in Solingen für die weibliche Seite im Handwerk. Moment: Das ist eine Seltenheit, oder etwa nicht?

Jeder kennt sie ja, die Vorurteile. Wir kennen den Elektriker, den Maler, den Heizungsmonteur. Was diese Berufe alle gemeinsam haben? Genau. Sie werden vor allem von Männern ausgeübt. Oder es scheint zumindest so. Denn die Unternehmerfrauen aus Solingen sehen das anders. Sie setzen sich für die Frauenrolle im Handwerk ein. Das kann sowohl die selbstständige Meisterin sein als auch die Ehefrau. Denn oft sind die Handwerksbetriebe familiengeführt. So kommt es nicht selten vor, dass die Frau den kaufmännischen und betriebswirtschaftlichen Bereich übernimmt und gemeinsam mit ihrem Partner die Führung des Betriebes. Und schon hat sie eine Doppelaufgabe – Betrieb und Familie unter einen Hut zu bringen.

Aus dieser Situation heraus haben sich die Unternehmerfrauen aus Solingen bereits 1993 zusammengeschlossen. Sie möchten ihre sozialen und emotionalen Kompetenzen verbessern und gleichzeitig die Frauenrolle im Handwerk verändern und vertiefen. „Es ist einfach eine Bereicherung des Fortbildungsgrades, von Sozialkontakten und vom Austausch mit anderen Frauen des Handwerks“, erklärt Sandra Ronsdorf, die stellvertretende Vorsitzende der UFH Solingen e.V.

Mit ihrem abwechslungsreichen Jahresprogramm, welches die Unternehmerfrauen selbst gestalten, decken sie aktuelle Themen ab, die die Mitglieder beruflich sowie privat interessieren. Das kann ein Kurs über die Zahlungsmethoden der Zukunft, ein Stimmtraining oder auch einfach ein Treffen mal zum Interessenaustausch sein. Auch ein Fahrsicherheitstraining bei den Stadtwerken Solingen haben die Frauen im letzten Jahr absolviert. Schaut man sich das Programm an, merkt man, dass es oft um Berufliches und Privates geht.

Aber was hat das Ganze jetzt mit dem Handwerk zu tun? Eine Menge. Es geht darum immer wieder neue Wege zu finden, wie man in diesem Wirtschaftsbereich nach vorne kommt. Es geht um die Weiterbildung. Darum, das Handwerk für die Gesellschaft wieder interessanter zu machen.

So ist auch die Nachwuchsförderung bei den Unternehmerfrauen ein ganz großes Thema. „Es ist leider nicht so leicht neue Mitglieder zu finden“, erklärt Sigrid Broch, die Schriftführerin. „Heutzutage steigt die Frau mit Karriere nicht mehr häufig bei ihrem Mann in den handwerklichen Betrieb mit ein. Wir möchten das einseitige Bild der Frau in diesem Beruf erweitern und aufzeigen, welche Möglichkeiten es eigentlich gibt.“

Schon früh darauf aufmerksam machen, das ist ein Ziel. „Als man klein war, was wollte man da werden?“, fragt Sandra Ronsdorf. „Die meisten Jungs antworten mit Feuerwehrmann, Polizist, Maler oder ähnlichem. Warum ist es in den Kinderköpfen schon so verankert, dass das alles Männerberufe sind?“ So riefen die Unternehmerfrauen ein Projekt ins Leben, bei dem sie einen Solinger Kindergarten besuchten und mit den Kindern zusammen schöne Mosaik-Flächen klebten. Um zu zeigen, dass ein Maurer auch eine Maurerin sein kann. Und vor allem, dass das Ganze Spaß macht.

„Und Spaß macht auch das gesamte Handwerk“, findet Sigrid Broch. „Auch wenn die Männer noch häufig die handwerklichen Leistungen ausführen, können wir den Kunden mit Qualität und vor allem Empathie beraten. Wir als Frauen können dem Handwerk ein ganz neues und modernes Gesicht geben. “

Ein Artikel aus dem Engelbert Solingen, Ausgabe 32.
Foto: UFH