Stadt, Land, Mord

Das Bergische Land ist mit seinen sanften Hügeln, malerischen Aussichten und idyllischen Talsperren ideal für eine Wanderung – oder einen Mord. Zumindest sehen das die Autoren aus der Region so, denn es gibt eine Vielzahl Krimis, die hier spielen. ENGELBERT stellt eine Auswahl vor. 

Der Tuchhändler von Lennep 

Dass auch ein Mordfall, der nicht in der Neuzeit stattfindet, die Leser fesseln kann, beweist Peter vom Falkenberg mit seinem Buch „Der Tuchhändler von Lennep“. Es ist das Jahr 1324, als ein perverser Mörder vor den Toren der Hansestadt sein Unwesen treibt. Doch als wäre das nicht schon genug, muss auch noch Tuchhändler Tilmann Wüllenweber gemeinsam mit weiteren Kaufleuten seine jährliche Handelsreise ans Ostmeer unternehmen. Frauen und Kinder müssen sie zurücklassen, während der Mörder noch auf freiem Fuß ist. Der historische Kriminalroman folgt zum einen den Händlern auf ihrer Reise, lässt die Leser aber auch an den Geschehnissen in Lennep teilhaben. So erfahren sie, wie Tilmanns tapfere Ehefrau und der ortsansässige Medicus einen Justizirrtum aufzuklären wollen.

„Der Tuchhändler von Lennep“ von Peter vom Falkenberg, Bergischer Verlag, 2015, 320 Seiten, 9,99 Euro,
ISBN: 978-3-943886-93-1 

Höhentod 

Der 1969 in Wuppertal geborene Andreas Schmidt hat schon eine Menge Krimis veröffentlicht, die in seiner Heimatstadt angesiedelt sind. Der erste davon – „Das Schwebebahn-Komplott“ – erschien 2002. 2018 veröffentlichte Andreas Schmidt den Kriminalroman „Höhentod“, in dem ein Mann in Hameln bei einer Schießerei ums Leben kommt. Bei dem Toten handelt es sich um einen Wuppertaler Verkehrswissenschaftler, der in seiner Heimat umstritten war. Während der Mörder gesucht wird, kommt es bereits zum nächsten Doppelmord. Ein Unternehmer-Ehepaar wird in einer Villa erschossen. Handelt es sich um denselben Täter? Lokaljournalist Frank Dirzius hofft auf eine heiße Story und gerät selbst unter Verdacht. Die Kommissare Sophie Stein und Karl Brauer machen sich in Wuppertal auf Spurensuche, ihre Kollegen ermitteln währenddessen im Weserbergland. Denn wieso wurde der Verkehrswissenschaftler, der eine neue Seilbahn für Wuppertal plante, ausgerechnet dort ermordet? Hilfe bekommen die Ermittler vom pensionierten Hauptkommissar Ulbricht, der aus den Vorgängerwerken von Andreas Schmidt bekannt ist und dessen Tochter Wiebke seit 2011 in den Nordsee-Krimis von Schmidt auftritt.  

„Höhentod“ von Andreas Schmidt,
CW Niemeyer Buchverlage, 2018, 400 Seiten, 13 Euro,
ISBN: 978-3-8271-9531-9

Mörderisches Bergisches Land

Wer nicht nur auf der Suche nach spannender Unterhaltung ist, sondern zugleich mit Freizeittipps versorgt werden möchte, sollte zu Regina Schlehecks Krimi-Roman greifen. Die gebürtige Wuppertalerin, die dem Netzwerk deutschsprachiger Krimiautorinnen „Mörderische Schwestern“ angehört, liefert elf fiktive Kriminalfälle, die im Bergischen Land verortet sind. Das Besondere: In den einzelnen Geschichten sind Städte und Orte mit Nummern versehen, die in einer Art Extra-Kapitel direkt im Anschluss vorgestellt werden. So erfährt man beispielsweise nach der ersten Geschichte namens „Fieberkurve“ sofort Wissenswertes über die Bever-Talsperre oder die Skihütte Egen in Wipperfürth.  

„Mörderisches Bergisches Land – 11 Krimis und 125 Freizeittipps“ von Regina Schleheck, Gmeiner, 2019, 416 Seiten, 13 Euro,
ISBN: 978-3-839225-22-6 

Die mörderischen Schwestern

Die meisten Mörder in Büchern sind männlich. Auch diese Anthologie kennt männliche Täter, aber Täterinnen bekommen genauso ihre Bühne. Alle Geschichten sind von Frauen verfasst und sollen einen weiblichen Blick aufs Verbrechen vermitteln. Und das lauert an ziemlich jeder Ecke. In der Schwebebahn, an der Müngstener Brücke oder bei der Bergischen Kaffeetafel – nirgends ist man sicher. Spannende Wendungen warten genauso auf die Leserschaft wie Begegnungen an Orten, die man aus dem alltäglichen Leben im Bergischen kennt. Von rabenschwarzem Humor bis hin zu mysteriösen Erzählungen ist alles dabei. 

„Die mörderischen Schwestern“ von Sibyl Quinke (Hrsg.),
Bergischer Verlag, 2022, 276 Seiten, 15 Euro,
ISBN: 978-3-968470-38-2 

Bergische Nacht 

Janine Meester schreibt, seit sie acht Jahre alt ist. Am liebsten mag sie Fantasy-Romane, Thriller und Krimis. „Bergische Nacht“ ist ein ebensolcher Kriminalroman und handelt von Ria, die nach der Trennung von ihrem Freund von der Ostsee zurück ins Bergische Land zieht. Ihr Großvater ist überraschend gestorben und hat ihr seine Autowerkstatt vermacht. Während Ria sich gerade erst einmal sortiert, passiert etwas völlig Unerwartetes: Sie erhält einen Drohbrief, in dem steht, dass sie schnell wieder aus der Stadt verschwinden soll. Doch wer ist der Absender? Als kurz darauf auch noch Rias Hund vergiftet wird, glaubt sie nicht an einen Zufall. Irgendwer hat es auf sie abgesehen. Und so langsam beschleichen sie Zweifel, ob ihr Opa wirklich an einem Herzstillstand gestorben ist. 

„Bergische Nacht“ von Janine Meester,
Emons, 2022, 240 Seiten, 13 Euro,
ISBN: 978-3-7408-1640-7

Fasel irrt sich – Ein Wuppertal Krimi 

Jürgen Kasten, gebürtiger Berliner, aber seit Jahren Wahl-Wuppertaler, weiß, wovon er schreibt. Denn bevor er in den Ruhestand ging und sich Krimi-Geschichten ausdachte, war er selbst als Kriminalkommissar tätig und leitete unter anderem Mordkommissionen sowie ein Kommissariat für Tötungsdelikte. Die Idee für seinen zuletzt erschienenen Krimi „Fasel irrt sich“, für den auch eine Fortsetzung geplant ist, kam ihm während der Corona-Pandemie. In Wuppertal tauchen überall Verletzte und Tote auf: Ein Jugendlicher wird in Ronsdorf tot an einem Baum gefunden, eine lesbische Kommissarin wird im Luisenviertel brutal zusammengeschlagen. Hängen die Taten zusammen? Der Verdacht liegt nahe, denn an allen Tatorten werden mysteriöse Tarotkarten gefunden. Kriminalkommissar Kurt Fasel und sein Team machen sich auf die Suche nach dem Täter und stoßen dabei auf eine Gruppe esoterischer Studenten. 

„Fasel irrt sich – Ein Wuppertal Krimi“ von Jürgen Kasten,
Ruhrkrimi-Verlag, 2023, 232 Seiten, 15 Euro,
ISBN: 978-3-947848-76-8 

Wupperschatten 

Die Solinger Autorin Lilian Muscutt veröffentlichte 2012 ihren Urban-Fantasy-Roman „Die Spiegelsinfonie“, wechselte dann aber das Genre und veröffentlicht seitdem Krimis. 2027 erschien „Flussrauchen“, vergangenes Jahr legte sie mit „Wupperschatten“ nach. Darin wird eine Leiche in einem verfallenen Kotten an der Wupper gefunden. Reporter Udo Moosbach will herausfinden, wer der Tote war. Hilfe bekommt er von einer Männer-WG aus Solingen – den sogenannten Heiligen Drei Königen. Auch Kommissarin Ceylan Karadeniz ist an dem Fall dran. Eins ist klar: Nicht jeder ist bereit, sein ganzes Wissen den Ermittlern preiszugeben. 

„Wupperschatten“ von Lilian Muscutt,
Tredition, 2024, 388 Seiten, 16,99 Euro,
ISBN: 978-3-384-16776-7

Sarah Hegemann