Gerald „Titan“ Groß ist einer der bekanntesten Kampfpiloten Deutschlands – und zugleich Mitgründer eines ungewöhnlichen Unternehmens in Solingen. Zusammen mit der Walderin Kim Seemann führt er die Firma Twin.G.Thrust und lässt dort Technikbegeisterte in die Welt eines Eurofighter-Piloten eintauchen.

Foto: Gerald Groß
Was zunächst wie ein Kontrast wirkt – Hochgeschwindigkeit im Eurofighter und ein Standort in der Klingenstadt – ist für Groß und Seemann eine bewusste Verbindung von regionaler Verwurzelung und internationaler Luftfahrt-Faszination. „Wir betreiben von hier nicht nur einen Online-Shop, sondern produzieren auch regelmäßig Inhalte für unsere YouTube- und Instagram-Kanäle“, erklärt Groß. Der 37-Jährige fliegt hauptberuflich den Eurofighter und ist damit regelmäßig für die NATO im Einsatz. In seiner Freizeit bringt er gemeinsam mit Seemann Technik- und Luftfahrtthemen einem breiten Publikum näher. Seemann arbeitet hauptberuflich als Feuerwehrfrau bei der Bundeswehr und teilt seit vielen Jahren die Leidenschaft für Technik und Luftfahrt.
Internetplattform bietet Textilien, Accessoires und Wissen
2023 beschlossen beide, ihre Interessen in einem gemeinsamen Projekt zu bündeln. Aus anfänglich einfachen Erklärvideos und bedruckten Shirts entwickelte sich schnell ein vielseitiges Unternehmen. Heute reicht die Produktpalette von Textilien bis hin zu Accessoires und Artikeln aus dem Bereich „Home & Living“, die alle in Solingen gefertigt oder veredelt werden. Auch für besondere Anlässe wie den ersten offiziellen Veteranentag der Bundeswehr produzierte Twin.G.Thrust bereits eigens gestaltete Stücke. Unterstützt wird das Team von mehreren Videografen, die die professionellen Clips für Social Media umsetzen. So sehr Groß die Arbeit an der eigenen Firma auch schätzt – im Hauptberuf bleibt er ganz klar Soldat. „Für mich steht die Bundeswehr immer an erster Stelle. Gleichzeitig ist es ein gutes Gefühl, mit Twin.G.Thrust eine Plattform zu haben, über die wir unsere Leidenschaft für Luftfahrt und Technik teilen können.“ Mit Kim Seemann habe er dafür die ideale Geschäftspartnerin gefunden: „Sie hält hier vor Ort die Stellung, auch dann, wenn es mich wieder in die Höhe zieht.“
Feuerwehrfrau, Notfallsanitäterin und Unternehmerin

Foto: Kim Seemann
Doch wer ist eigentlich diese 37-jährige Frau aus dem Stadtteil Wald, die im Nebenjob mit dem Vertrieb von Produkten und spannenden Videoprojekten Luftfahrtenthusiasten und Technikfans begeistern will? Zumal das nur ihr zweiter Nebenjob ist. „Ich arbeite auch noch als Notfallsanitäterin im Bergischen Land“, verrät die gebürtige Westfälin, die 2015 nach Solingen zog. 2013 begann sie ihre Arbeit für die Johanniter-Unfall-Hilfe Bergisches Land. „Die Ausbildung dafür machte ich unter anderem berufsbegleitend neben meinem Bachelorstudium in Rettungsingenieurwesen an der Technischen Hochschule Köln.“ 2021 ging sie zur Bundeswehr, wo sie heute als Brandoberinspektor bei der Bundeswehrfeuerwehr Nörvenich für den Brandschutz zuständig ist. Klar sei das ein wenig ungewöhnlich für eine Frau, und „eigentlich weiß ich auch gar nicht, warum mich technische Themen derart begeistern“. Das habe bereits in der Kindheit angefangen: „Ich wollte immer schon genau wissen, wie die Dinge funktionieren.“ „Und gerne würde ich auch mal in einem Jet mitfliegen, wenn ich dürfte“, scherzt sie, wobei sie genau weiß, dass nur der Inspekteur der Luftwaffe entscheidet, „wer die Genehmigung für einen Mitflug im Eurofighter bekommt“. Natürlich würde es sie interessieren, „wie sich das anfühlt, wenn eine so hohe Beschleunigung auf den Körper wirkt“. Ausnahmepilot Gerald, der im Eurofighter bis zu 9G ziehen darf und damit das Neunfache des Körpergewichts aushalten muss, spreche da natürlich aus eigener Erfahrung. Abgehoben sei er aber dennoch nicht. Im Gegenteil: „Gerald ist ein Mensch wie jeder andere auch, mit dem ich wunderbar zusammenarbeiten kann, weil wir die gleiche Leidenschaft teilen.“ Und weil es sie beide absolut begeistere, „neben unseren eigentlichen Jobs, die wir auch lieben, ein junges und dynamisches Unternehmen weiter auszubauen“. Die Klingenstadt Solingen sei dafür „der perfekte Standort“.
Melanie Aprin
Titelbild: Gerald Groß
