Die Ruhe der Alpakas

Stefanie Motzkau hat während der Pandemie Jonny’s Alpaka Ranch gegründet. Neun Tiere leben auf der weitläufigen Ranch in Lennep und laden regelmäßig zum Mitwandern und Kuscheln ein.

Teddy hebt neugierig den Kopf. „Er hat vor nichts Angst und führt die Gruppe an“, sagt Stefanie Motzkau und streicht dem stattlichen Alpaka durch das dichte Fell am Kopf. Teddy beginnt wild zu nicken und scheint sich über das Kichern in der Besuchergruppe zu freuen. Er habe keine gute Kinderstube genossen, erzählt Motzkau, die Teddy vor einer Tiersammlerin gerettet hat. „Hier auf der Ranch hat er seinen Platz gefunden.“ Und wieder scheint Teddy ihre Worte
mit einem wilden Nicken unterstützen zu wollen.

©Theresa Demski

Teddy ist der Erste aus der Herde, den Stefanie Motzkau den Besuchern auf ihrer Alpaka-Ranch vorstellt. Neun Besucher haben sich für die Erlebnisführung angemeldet. Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Sie sitzen jetzt auf
der Terrasse auf Jonny‘s Alpaka Ranch am Rand von Lennep und können den Blick gar nicht abwenden von den Tieren, die aufgeregt auf das Startzeichen warten. Teddy und Picasso, Karl und Joker, Bounty und Harry, Luna und Stella.

„Jedes Tier hat einen eigenen Charakter”, sagt Stefanie Motzkau. Die einen sind schüchtern, die anderen abenteuerlustig. Die einen mögen es, zu kuscheln. Die anderen verbieten sich Berührungen an Hals oder Kopf.
„Alpakas sind keine Kuscheltiere“, stellt die Besitzerin der Ranch klar. Und trotzdem: Wenn die Tiere erst mal Vertrauen
gefasst haben, gehen viele von ihnen auf Kuschelkurs.

Entspannung pur

Währenddessen haben sich viele der Besucher schon in mindestens eines der Tiere verliebt. Lea, die mit ihren Eltern
unterwegs ist, entscheidet sich für Joker. Benjamin Razizadeh wählt Teddy. Jedes Teilnehmergespann darf eines der Tiere aussuchen, das zweite weist ihnen dann Stefanie Motzka zu. „Damit die Kumpels zusammen laufen können“, erklärt sie.

Schließlich sind Alpakas Herdentiere. In der Gruppe kristallisiere sich schon auf den ersten Metern heraus, wer wo läuft. Tatsächlich: Kaum haben die Gäste die bunten Snacktaschen mit gepresstem Gras und Kräutern erhalten und
sich die Leinen geben lassen, führt Teddy die Gruppe an.

©Theresa Demski

Es geht über schmale Waldwege Richtung Panzertalsperre, die nur einen Steinwurf entfernt liegt. „Der Weg mit den Alpakas dauert ungefähr doppelt so lange“, erklärt Stefanie Motzkau.
Während sich Tochter Lea noch an den temperamentvollen Joker gewöhnt, entdeckt Nicole Grüdl-Jakobs an Stellas Leine schon nach wenigen Schritten: „Die Ruhe des Tieres wirkt sich auf mich selbst aus. Ich bin total entspannt.“

Dieses Phänomen kennt Stefanie Motzkau nur zu gut. Jahrelang habe sie erfolgreich im Familienunternehmen gearbeitet. „Aber irgendwann musste ich mich fragen: Geht es mir wirklich darum, viel Geld zu verdienen oder will
ich morgens glücklich zur Arbeit gehen?“ Sie traf eine Entscheidung, baute mitten in der Corona-Pandemie ihre Alpaka-Ranch auf und startete erst mal nebenberuflich. Sie bot Führungen und Begegnungen mit den Tieren an. „Das wurde
so gut angenommen, dass die Ranch schnell mein Hauptberuf wurde“, sagt sie. Bereut hat sie es keinen Tag. „Jetzt freue ich mich morgens auf die Arbeit“, sagt sie.

Stefanie Motzkau hat weitere Mitstreiter gefunden – Holger Bitzer etwa, der inzwischen ein Patenprojekt auf die
Beine gestellt hat, das Ehrenamtliche in die Pflege der Tiere einbezieht. Inzwischen gibt es viele verschiedene Tour-Angebote, Kuschelzeiten, Kindergeburtstage und andere individuelle Programme auf der Ranch. „Für uns ist es wichtig, dass die Alpakas Spaß und ausreichend Zeit zur Erholung haben“, sagt Stefanie Motzkau.

Fotosessions mit Alpakas

Der Spaziergang jedenfalls scheint den Tieren gutzutun. Sie nutzen jede Gelegenheit, um Gras zu zupfen. Und als das
Wasser in Sicht kommt, springen die Tiere begeistert über die Wiese. „Nicht erschrecken“, hat Stefanie Motzkau rechtzeitig vorgewarnt, „das ist pure Vorfreude. Springt einfach mit.“ Am Wasser legt die Gruppe eine Pause ein – es gibt Tipps für Fotos mit den Tieren, wer mag, kann mit den Alpakas ein paar Schritte ins Wasser gehen. „Ich habe
meinem Mann den Ausflug zum Jahrestag geschenkt“, erzählt Lan Razizadeh, „wir mögen beide Tiere.“ Das Geschenk ist ein voller Erfolg.

©Theresa Demski

Nach zwei Stunden gibt es noch eine Fotosession auf der Brücke der Panzertalsperre, und dann spaziert die Gruppe gut gelaunt wieder den Berg hinauf zur Ranch. Teddy hat die Spitze der Gruppe inzwischen an Picasso abgegeben. Er selbst nutzt die letzten Minuten außerhalb der Ranch, um Gras am Wegesrand zu zupfen. Irgendwie ist das Gras jenseits der eigenen Weide eben immer etwas grüner.

Theresa Demski – ENGELBERT Redaktion

INFO
Besucher auf Jonny‘s Alpaka Ranch in Lennep sind nur nach vorheriger Absprache und Anmeldung möglich. Stefanie Motzkau bietet auf der Internetseite www. jonnys-alpaka-ranch.de einen Überblick über alle anstehenden Wanderungen und Aktionen und die Möglichkeit zur Anmeldung.
Der Kombispaziergang als Einsteigertour kostet für jeden Alpakaführer 30 Euro, für Begleiter 15 Euro.