Endorphine im Eiswasser

Bikini, Handschutz und Wasserschuhe: Wenn es kalt wird, gehen Katja Lena Otto und Julia Seimetz am liebsten schwimmen. Das Eisbaden habe viele positive Effekte, berichten die beiden Sportlerinnen.

©Christian Beier

Sie legen den Wintermantel ab, ziehen Hose und Pullover aus, schlüpfen in Wasserschuhe und ziehen Handschuhe über. Dann steigen Katja Lena Otto und Julia Seimetz langsam ins kalte Wasser. Manchmal bleiben Wanderer am Wegesrand überrascht stehen und ziehen Schal und Mütze etwas enger. Aber Katja Lena Otto und Julia Seimetz lieben diesen Moment, in dem es richtig kalt wird. „Zu Beginn der Saison ist das Wasser noch 13 oder 14 Grad warm, aber es wird dann immer kälter und intensiver“, erzählt Katja Lena Otto. Es kam sogar schon vor, dass die beiden in einem Gewässer das Eis aufklopfen mussten, um überhaupt an das Wasser zu kommen. Bis zum Hals legen sie sich in das kalte Wasser. Wenn die Tiefe des Gewässers es nicht hergibt, sitzen sie am flachen Ufer.

„Im besten Fall tauchen wir auch kurz den Kopf unter“, sagt Julia Seimetz. Im tiefen Winter würden sie allerdings darauf achten, dass die Haare trocken bleiben, um anschließend nicht zu sehr zu frieren. Nach einem Augenblick steigen die beiden Frauen dann wieder aus dem Wasser. Und meistens ziehen auf ihre Gesichter ein breites Grinsen
und eine tiefe Zufriedenheit. „Eisbaden tut einfach gut“, sind sich die beiden Frauen einig. „Und es macht Spaß, vor allem, wenn man in guter Gesellschaft ist.“

Das Immunsystem stärken

Seit drei Jahren nutzen die beiden Sportlerinnen die kalten Monate, um regelmäßig in den Gewässern der Region ein Kälte- oder Eisbad zu nehmen. „Bei Wassertemperaturen über zehn Grad wird vom Kältebaden gesprochen, bei Temperaturen unter zehn Grad vom Eisbaden“, erklärt Julia Seimetz und ergänzt dann lachend: „Wir machen beides.“

Während der Corona-Pandemie gewann das Baden im kalten Wasser an Beliebtheit, im Kampf gegen die Erkältung, aber auch als Lifestyle-Faktor. Viele Promis stiegen damals in ein Kältefass und erzählten über soziale Netzwerke der ganzen Welt von dem erfrischenden Erlebnis. Julia Seimetz stieß bei der Ausbildung zur Therapeutin für psychoneuroimmunologische Behandlung auf die positive Wirkung des Eisbadens. „Damals nahmen wir unser erstes Bad in der Wupper“, erzählen die Frauen. Schnell entdeckten sie, dass ihnen das regelmäßige Bad im kalten Wasser gut tut: „Es werden Endorphine ausgeschüttet“, erklärt Julia Seimetz. Das sorge psychisch für einen „Push“. Deswegen verlassen sie meistens in bester Stimmung das Wasser. Aber die Endorphine seien auch für die Schmerzhemmung zuständig. „Das Eisbaden wirkt sich langfristig auf das ganze System aus“, weiß die 38-Jährige. Natürlich sei der Körper kurzfristig durch die Kälte des Wassers erstmal gestresst. „Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet“, erklärt Juli Seimetz, „langfristig rüsten wir so das Immunsystem. Es wird widerstandsfähiger.“ Auch Rheuma- oder Arthrosepatienten könnten davon profitieren: Das kalte Bad wirkt sich positiv auf Entzündungswerte aus. Seele und Körper profitieren vom Eisbaden.

Unschwer zu erkennen: Eisbaden macht glücklich. ©Christian Beier

Regeln sind wichtig

Wenn Julia Seimetz und Katja Lena Otto im kalten Wasser liegen, kehren sie damit auch einen Schritt zur ursprünglichen Wahrnehmung der Jahreszeiten zurück. „Wir machen es uns in unserer modernen Welt immer so, dass es uns angenehm ist“, sagt Katja Lena Otto. Früher hätten Menschen den Wechsel der Jahreszeiten und der Temperaturen ganz anders wahrgenommen.

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„Durch das Eisbaden kitzeln wir jetzt unsere Gesundheit wieder ein bisschen heraus“, sagen die beiden. Wer ebenfalls einsteigen wolle, müsse aber ein paar Regeln beachten, betont Julia Seimetz. Eine der wichtigsten lautet: „Nicht alleine ins Wasser gehen. Man weiß nie, wie der Kreislauf reagiert.“ Deswegen sei es ratsam, mindestens einen Spaziergänger als Begleiter mitzunehmen. Im Wasser sei Vorsicht geboten, vor allem bei Strömung. Es gebe entsprechende Badestellen. Ratsam sei auch, im Uferbereich zu bleiben. „Die Hände und die Füße sind am empfindlichsten“, erklärt Julia Seimetz und empfiehlt Handschuhe und Wasserschuhe. „Das kann sonst schon mal richtig wehtun“, wissen die Frauen.

Ohnehin sei es wichtig, den Körper langsam an die Kälte zu gewöhnen. „Rantasten“, empfehlen die beiden. „Deswegen ist im Herbst eine gute Jahreszeit, um mit dem Kältebaden anzufangen“, rät Katja Lena Otto. Auch kalt duschen oder einfach im Winter eine kurze Hose tragen, bereite den Körper auf niedrigere Temperaturen vor. Wenn es im Frühling dann wieder wärmer wird, endet für Katja Lena Otto und Julia Seimetz die Badesaison. „Aber da denken wir jetzt noch
nicht dran“, sagen die beiden Frauen und lachen. Jetzt wollen sie erstmal die kalten Monate nutzen und hoffen auf
einen ordentlichen Winter – auch ihrer Gesundheit zuliebe.

ENGELBERT Redaktion – Theresa Demski