Manege frei fürs Roulez Rouge

Sabine Lang hat in Haan einen besonderen Ort geschaffen. Im Roulez Rouge richtet die Solingerin Feste und Veranstaltungen zwischen Zirkus- und Clubkultur aus – mit viel Liebe zum Detail und einer eigenen Philosophie.

Wer auf dem gemütlichen Loungesessel Platz nimmt und den Blick durch den Raum schweifen lässt, kann noch fast die Musik des DJs hören und das Bild prickelnden Sekts in feinen Gläsern auf der Bar heraufbeschwören. Es ist fast so, als würde das bunte Licht den Raum gleich in diese besondere Atmosphäre eintauchen, die auch Tanzmuffel auf die Tanzfläche lockt. Und draußen an der Fassade der Villa lehnt noch die große hölzerne Windmühle, die an das
„Moulin Rouge“ in Paris erinnert. „Es war ein tolles Fest“, sagt Sabine Lang und lässt die Gedanken zum zurückliegenden Wochenende wandern. Ein großes Haaner Unternehmen hatte seine Mitarbeiter zum Feiern eingeladen und sich dafür die neuen Räume an der Elberfelder Straße ausgesucht – im Roulez Rouge.

Im vergangenen Jahr hat Sabine Lang aus Solingen hier einen Ort geschaffen, der Clubkultur und Familienfeste, Unternehmensfeiern und kleine Festivals unter einen Hut bringen will. „Als ich hier das erste Mal durch die Tür spaziert bin, wusste ich: Meine Suche hat ein Ende“, sagt die 53-Jährige. Mehr als zehn Jahre lang hatte sie einen Ort im Bergischen gesucht, an dem sie ihren großen Traum von einer Eventlocation mit eigener Handschrift verwirklichen konnte. Und als Dariusz Maslowski ihr die Tür seines geschichtsträchtigen Gebäudes in Haan aufschloss, wusste sie: Es war Zeit, um das eigene Konzept von Clubkultur und Eventlocation aus der Schublade zu holen, „auch wenn das hier eigentlich zwei Nummern zu groß war“. Seit Dezember 2022 richtet sie nun mit ihrem Team Feste und Veranstaltungen im Roulez Rouge aus und lädt regelmäßig selbst zu Partys ein.

Vom Bauamt in den Club

„Ich war schon immer so“, sagt sie und lacht. Als Grundschülerin richtete sie das erste Sommerfest vor der eigenen Haustüre aus, als sie 15 Jahre alt wurde, ließ sie im Freibad im Ittertal eine Party mit 500 Gästen steigen. Und zu ihrem 18. Geburtstag kamen 1000 Leute in die Solinger Bienenhall. „Da hat meine Freundin gesagt: Mach ‘ne Kasse auf, hier
kannst du Geld verdienen. Und so leicht war das damals wirklich“, erzählt Sabine Lang. Sie arbeitete in Bars und Clubs, studierte Jura und machte ihr erstes Staatsexamen, entschied sich dann aber gegen die Arbeit im Bauamt und für den Kult-Club „Libelle“ in Solingen-Gräfrath.

Das Babyphone von Sohn Nick stand auf dem DJ-Pult – wenn er schrie, lief sie die Stufen in den ersten Stock in ihre Wohnung und wiegte ihn in den Schlaf. Danach ging es zurück in die Libelle. „Und dann rief mich der Düsseldorfer Hafen an“, erzählt sie. „Der tollste Job der Welt.“ Der Tote Hosen-Manager Jochen Hülder holte sie in seine Düsseldorfer Clubs 3001 und mk-2, und sie war in ihrem Element, richtete riesige Partys aus, organisierte, gestaltete
und tobte sich als Gastgeberin aus.

©Theresa Demski

Discofieber im Zirkuszelt

Mit dem Roulez Rouge findet nun eine Idee Gestalt, die ihr lange im Kopf herumging. 1990 hatte Rainer Wengenroth mit Europas spektakulärstem Party-Konzept Station im Düsseldorfer Hafen gemacht, die „Macht der Nacht“ – und Sabine Lang war mittendrin im Discofieber im Zirkuszelt. „Die beste Party aller Zeiten“, sagt sie heute. Das Zirkusmotiv ließ sie seitdem nicht mehr los. Sie wünschte sich einen eigenen „Zirkus des Zauberhaften“, die „Renaissance von Kultur und Amüsement“

Eigentlich sah ihr Konzept eine mobile Partyflotte vor, die Firmenfeiern überall auf der Welt in ein kleines Spektakel verwandeln würden. Am Ende wurde es die Villa in Haan, obwohl sie die Idee noch nicht aufgegeben hat, den festen Standort durch ein mobiles Partymodell zu ergänzen. Fürs Erste lädt sie nun aber zum Feiern ins Roulez Rouge ein – dessen Name verrucht und geheimnisvoll genug klinge, um Zirkus- und Clubkultur unter einen Hut zu bringen. „Wir rollen den Menschen den roten Teppich aus“, sagt sie. Wer im Roulez Rouge feiert, bucht Getränke und Personal mit, kann sich aber auch für das große Paket mit DJ, Catering und einem rauschenden Fest bis in den Morgen entscheiden. Sabine Lang macht vieles möglich, solange der Ton stimmt und der Umgang freundlich ist. „Hier haben schon 60. Geburtstage stattgefunden, die sensationell waren“, erzählt sie. Und genauso haben Hunderte Menschen in großen Zelten auf dem Außengelände zusammen gegessen, bevor sie sich zum Tanzen in der Villa trafen.

In den vergangenen Jahren wurde es ruhig um
die Villa – bis Sabine Lang sie entdeckte. ©Theresa Demski

„Groß denken geht voll klar“

Fast 500 Quadratmeter misst das Außengelände samt einem kleinen Wäldchen. „Hier ist noch so viel möglich“, sagt Sabine Lang und denkt an kleine Festivals. „Groß denken geht voll klar“, sagt sie. Das habe sie ihr Arbeitsalltag in den vergangenen 30 Jahren gelehrt. Inzwischen haben die ersten großen Unternehmen nicht nur im Roulez Rouge gefeiert, sondern auch Kongresse veranstaltet. Weil sie das Potenzial des Gebäudes früh erkannt habe, seien schon ganz zu Anfang die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen worden. Am allerwohlsten fühlt sich Sabine Lang aber bis heute in dem Moment, wenn der DJ übernimmt, wenn das Licht zu spielen beginnt und sich die Menschen auf der Tanzfläche tummeln. „Die Menschheit hat es nicht leicht. Alle haben Probleme“, sagt sie. „Aber wenn sie einen Abend lang glücklich sein können, tanken sie neue Energie für die nächsten Tage.“

ENGELBERT Redaktion – Theresa Demski