Wissenschaft
Anfang 2015 haben wir in einer großen ENGELBERT-Geschichte prognostiziert, dass Ende 2016 das Galileum eröffnen könne – hat nicht ganz geklappt. Aber jetzt ist es soweit. Nach über 30 Jahren! Ein Rückblick und ein Ausblick.
Er hat gekämpft. Mehr als
30 Jahre. Dr. Frank Lungenstraß, ein optimistischer Mensch, der viel bewegt, der andere mitnimmt, hat in dieser Zeit ein paar Mal selbst gedacht: Nee, dat wird nix.
Aber es wird doch was. Später als gedacht, aber was soll‘s. Einmaliges braucht eben seine Zeit. Das Galileum in Solingen, das einzige Planetarium Deutschlands, das kreative Architekten in das Innere eines alten Gasbehälters hineingebaut haben, wird am 5. Juli feierlich eröffnet. Es wird den Stadtteil Ohligs bereichern. Und die ganze Stadt. Und das ganze Bergische Land. Ein Leuchtturmprojekt. Und so werden an der Tunnelstraße in einer gigantischen Kugel die Weiten des Universums an die Decke projiziert. Und einige Meter weiter, im Neubau, wo die Sternwarte eingezogen ist, die im vergangenen Jahr am alten Standort geschlossen wurde, können die Bürger die echten Sterne sehen. Himmlische Aussichten sind das, nachdem über dem Projekt Galileum oft genug dunkle Wolken standen.
Ja, nein, vielleicht – und dann dort, nein, dort! Ach nee, doch nicht … Über Jahre war mehr als unklar, ob es mit dem Planetarium jemals etwas werden würde.
Und dann geschah eines dieser kleinen Wunder, die man einfach braucht, wenn man eine Vision verfolgt: Jens-Peter Foitzik, damals Leiter der Unteren Denkmalbehörde, sitzt Ende des Jahres 2009 am Schreibtisch, und vor ihm liegt ein Abrissantrag für den Gasbehälter Solingen. Er muss ihn nur noch absegnen, und die Riesenkugel wird platt gemacht. Oder er nimmt den Hörer in die Hand. Foitzik entscheidet sich für den Hörer, ruft Frank Lungenstraß an und sagt: „Hören Sie mal, Sie wollen doch ein Planetarium bauen. Wäre der alte Gasbehälter an der Tunnelstraße was für Sie? Der wird sonst abgerissen.” Dieser Anruf verändert alles.
Auch, weil Lungenstraß eben keiner dieser Per-se-Kopfschüttler ist, sondern alles erst einmal in Ruhe durchdenkt. Und es sich anschaut. Er machte einen Spaziergang zur Tunnelstraße, betrachtete in Ruhe den riesigen Behälter mit seinem Durchmesser von 26 Metern. Ja, dachte er, das kann was werden. Also alles neu geplant. Es gab dann noch einiges an Hin und Her, Fördergelder schienen nicht zu fließen, dann doch … und plötzlich musste alles ganz schnell gehen. Im April 2014 reichte das Team um Frank Lungenstraß den Förderantrag für das Millionenprojekt ein, parallel fand man mit dem bekannten Wissenschaftskabarettisten Vince Ebert einen Schirmherrn. In Kooperation mit einer Kreativ-Agentur wurde zudem ein hervorragender Außenauftritt geschaffen.
Dank einer Bürgschaft durch die Sparkasse und einer beispiellosen Spendenaktion des Vereins, der ja einen großen Teil selber finanzieren musste, wurde das Geld zusammengetragen. Die Zeit der konkreten Planung begann. Innerhalb der Kugel entstand das Planetarium mit einem Durchmesser von zwölf Metern, der restliche Raum wurde für die aufwändige Technik und für Zuwege benötigt. Vom Neubau aus führt ein Indoor-Gang direkt in die Kuppel. 84 Zuschauer finden darin auf gemütlichen Sesseln Platz. Übrigens: Jeder kann sich ein Denkmal setzen und einen Sessel stiften. Der wird dann mit dem Namen des Stifters versehen. Die Stiftung wird durch eine repräsentative Urkunde dokumentiert, die zugleich einmalig freien Eintritt ermöglicht.
Wer sich anderweitig für das Galileum engagieren möchte, kann das ebenfalls, zum Beispiel indem er eine Urkunde für einen der 8.000 Sterne am Planetariumshimmel erwirbt; Preis jeweils 15 Euro. Wer gleich einen eigenen Stern kaufen möchte, kann das ebenfalls. Informationen dazu wird es auch auf der neuen Website des Galileums geben. Der durchweg hochprofessionelle Außenauftritt schon während der gesamten Planungs- und Bauphase ist beeindruckend. So konnte man online zum Beispiel per Webcam über Jahre den Baufortschritt mitverfolgen. Nicht zu vergessen: Betrieben und gebaut wird das Galileum Solingen von der Walter-Horn-Gesellschaft e.V., als gemeinnützigem Verein. Es ist also ein privates Projekt mit sehr großem ehrenamtlichem, bürgerschaftlichen Engagement. Aber die Vereinsmitglieder haben ja Erfahrung mit Engagement.
Die Walter-Horn-Gesellschaft e.V. existiert seit 1921 und hat über 90 Jahre die Sternwarte Solingen betrieben. Nun wird sie
mit dem ersten Planetarium in einem Gasbehälter nicht nur Stadtgeschichte schreiben, sondern auch Besucher aus dem gesamten Bergischen Land und Rheinland nach Solingen locken. Unter anderem auch mit einer Ausstellung rund um die Erde und den Mond. All das wird ab 5. Juli zu bestaunen sein. Im Galileum.
Ein Artikel aus dem ENGELBERT Solingen, Ausgabe 31.
Foto: mvarchitekt + starke-architektur