
Lili Pistorius sieht gut aus und singt noch besser, hat also schon mal die Grundvoraussetzungen zum Star. Sie kann allerdings noch weit mehr als das, was bei diversen Casting-Shows gefragt ist. Lili Pistorius schreibt ihre Songs selbst. Anfang Februar ist ihre sechste Single erschienen, im vergangenen halben Jahr war Pistorius ganz schön fleißig.
Zu der Strategie – alle fünf Wochen einen Titel auf allen Portalen zu veröffentlichen – hat sie sich zusammen mit ihrem Produzenten und Berater Topic entschieden. Der kommt genau wie sie aus Solingen und hat in den vergangenen Jahren eine beachtliche Karriere hingelegt – seinen Hit „Breaking me“ kennt inzwischen jedes Kind. Und er ist es auch, der der 23-Jährigen immer wieder „in den Hintern tritt“, wie sie es sagt. Ob es um ihre Musik geht oder um ihren Auftritt in den sozialen Medien. Das fällt ihr nämlich, auch bei monatlichen 35.000 Hörern bei Spotify, immer noch schwer. Ihr Gesicht ständig in die Kamera zu halten, ist nicht so ihr Ding. Aber es muss sein, weiß sie. Denn über Instagram und Co. kommen die meisten ihrer Fans zu ihrer Musik. Deshalb muss man dort ständig Promotion für die neuen Songs machen, um viele Klicks zu bekommen. Denn nur so läuft‘s.
Obwohl es auch schon so ziemlich gut für die Solingerin läuft, die ihr Abitur am Gymnasium Vogelsang gemacht hat. Gerade studiert sie Politik und Medienwissenschaften, ihre Leidenschaft aber ist die Musik. Die bestimmt ihr Leben eigentlich immer, Melodien wabern ständig durch ihren Kopf. Ganz besonders jetzt, wo auch sie wenig Kontakte zu Freunden und anderen Musikern hat. Aber das macht kreativ, sagt Lili. Auf der Gitarre oder auf dem Klavier, das sie gerade lernt, probiert sie sich dann aus. Aber vorrangig arbeitet sie mit dem Smartphone. Da landet dann gesungen eine erste kleine Melodie, aus der danach immer mehr wird. Dann kommt ein Fantasie-Text dazu
– erst später werden wirkliche Worte daraus. Immer auf Englisch übrigens, das fühlt sich für die Musikerin irgendwie richtiger an, spätestens, seit sie nach dem Abi ein Jahr in London verbracht hat. Das hat sie geprägt, sagt sie.
Viele ihrer Fans kommen aus Brasilien.

Jetzt wird aber erstmal geschrieben. Hoffentlich auch bald wieder in Teams in sogenannten Songwriter-Camps. Da sitzen mehrere Musiker zusammen und entwickeln Musik und Text, oft für einen bestimmten Künstler, manchmal aber auch einfach ins Blaue. Im Auftrag einer Plattenfirma. Da
macht Lili auch gerne mit, denn schreiben macht ihr einfach Spaß – auch für andere.
Was aus ihr rauspurzelt ist deutlich mehr, als sie selbst veröffentlichen könnte. Pop ist das – oft nachdenklich, oft aber auch tanzbar. Wie ihr im Moment meistgehörter Song „Skeletons“. Der wurde in nur einem Monat 150.000 Mal bei Spotify gestreamt. „Das macht natürlich Spaß, diese Zahlen zu bekommen“, sagt die Blondine lächelnd. Fast noch schöner ist allerdings der persönliche Kontakt mit ihren Fans. Die sitzen fast alle im Ausland, sehr viele in Brasilien, deshalb spricht sie in den sozialen Medien Englisch. Auf eine Bühne möchte Lili natürlich auch wieder – so schnell das irgendwie geht. Denn inzwischen gibt es ja auch eine Menge Musik von ihr, die sie performen kann. Und das soll in den nächsten Monaten noch mehr werden.
Immer mit im Boot: Topic, alias Tobias Topic, den sie kennt, seit sie 15 Jahre alt ist. Eine tiefe Freundschaft ist das, und dabei geht’s vor allem um die Musik. „Da kennt er sich einfach besser aus“, sagt Lili. Das Konzept scheint aufzugehen: Mittlerweile gibt es schon zwei Lili-Fan-Pages im Netz.
Text: Alex Giersberg / Beitragsbild: ©Maya Liedke