In diesem Jahr begeht die Klingenstadt ein ganz besonderes Jubiläum: 1374 wurden ihr die Stadtrechte verliehen. Mehr als 300 Aktionen sind zur großen Feier geplant. Ein Überblick.
Der Startschuss zum großen Jubiläumsjahr in Solingen ist schon am 23. Februar gefallen. Denn genau an diesem Tag vor 650 Jahren hat die Geburtsstunde der Stadt Solingen stattgefunden. Schon damals begann der Siegeszug des Handwerks, das noch heute für Solingen steht und im bergischen Heimatlied besungen wird. Die Schmiede der Stadt schufen Klingen von unvergleichlicher Qualität. „Heute zeigt sich die Stadt als Schmelztiegel der Kulturen und Traditionen“, bringen die Organisatoren des Jubiläums es auf den Punkt.
Aber zurück zur Geschichte, denn die soll auch bei den Feierlichkeiten rund um den Geburtstag eine tragende Rolle spielen.
1374 gewährte Graf Wilhelm von Berg dem Dorf Solingen die Freiheit und ernannte es zur Stadt. Das hieß damals:
Wochenmärkte und Jahrmärkte durften durchgeführt und der Ort befestigt werden. Fast 200 Jahre soll es aber noch dauern, bis die Messermacher die Privilegien und die Vorgabe bekommen, ihre Produkte zu kennzeichnen, dass sie aus Solingen kommen. Das erste Solinger Messer wurde von Johan Peters im Jahr 1697 hergestellt. Ein
Klappmesser, damals revolutionär. Kunstvolle Details wie die bronzene Zwinge mit silbernem Blattwerk und die hölzerne Griffschale mit Tierfiguren sollten die reiche Vergangenheit der Region widerspiegeln. Das Messer ist heute noch intakt und befindet sich im Deutschen Klingenmuseum – das im Jubiläumsjahr ebenfalls seinen 70. Geburtstag feiert.
Mehr als 300 Aktionen geplant
Das Messer findet sich nicht nur dort, sondern auch im neu erschaffenen Logo zum 650. Stadt-Geburtstag. Solingen ist auch nach all dieser Zeit „echt scharf“, dafür steht das Logo. Getreu dem Motto „Gemeinsam leben – gemeinsam erleben“ soll in diesem Jahr die Stadt gefeiert werden.
675.000 Euro werden dafür in die Hand genommen; viele andere Feste, auch in den Stadtteilen, fallen in diesem Jahr deshalb weg. 100.000 Euro kommen von der Gerd-Kaimer-Stiftung. Das Geld soll an Vereine und Initiativen ausgeschüttet werden. Mehr als 300 verschiedene Aktionen sind geplant. Der Höhepunkt: das Festival der Vielfalt vom 23. bis 25. August in der Innenstadt. Ein Mega-Event an drei Tagen. Los
geht es schon früh am Freitagmorgen, über 20 Bildungs-einrichtungen sollen dann in einer Parade durch Solingen-Mitte ziehen und das Bühnenprogramm am Mühlenplatz eröffnen. Hier wird der Schwerpunkt auf Straßenkünstlern, Stelzenläufern und Musik-Comedy liegen. 75.000 Besucher werden erwartet. „Das wird so groß – dazu brauchen wir auch Fan-Artikel“, hatte die Stadt schon Anfang des Jahres angekündigt.
Dampflok-Fahrten auf der Müngstener Brücke
Ganz bewusst sollen mit dem Programm alle Altersgruppen angesprochen werden, vor allem Familien sollen dabei sein. Drei Bühnen auf dem Neumarkt, Fronhof und Mühlenplatz und die dazwischenliegende Festmeile werden bespielt. Die Top-Namen im Programm: Der international bekannte und in Solingen geborene DJ Topic mit den Bergischen Symphonikern, Liedermacher Gregor Meyle, die Udo-Lindenberg-Cover-Band „Der Udonaut und Paniker“ und viele internationale Zirkus- sowie Theater-Akteure treten auf.
Im Organisationsteam haben sich alle zusammengetan.
Die Veranstalter der Sommerparty sind dabei und die der Walder Theatertage, aber auch Stadtmarketing und Tourismus bringen sich ein. Beim verkaufsoffenen Sonntag sollen auch die Geschäfte in der City profitieren. Neben den Aktionen in der Stadt sollen Dampfzüge über die Müngstener Brücke fahren, das ist für den 15. und 16. Juni geplant. In stilechten Waggons der 1950er-Jahre geht es dann vom Solinger Hauptbahnhof nach Remscheid und Wuppertal und wieder zurück zum Startpunkt.
Auch die Stadtteile bereiten sich vor. In Gräfrath wird unter dem Motto „Gräfrath durch die Jahrhunderte“ ein Rückblick vom Heimatverein gestaltet. Der soll am letzten Juni-Wochenende auf dem Marktplatz, Klosterhof und Brandteich mit einem großen Fest gezeigt werden. Der Verein „Ohligser Jongens“ kümmert sich um ein Fußballturnier für Jugendliche, in Burg gibt es Street-Art mit Kunst an besonderen Orten und Kinovorführungen. In Rüden Friedrichstal an der Wupper soll es eine Lasershow geben.
Und auch musikalisch werden Vereine und Verbände aktiv: Der Bergische Chorverband plant im Walder Stadion das Chorprojekt „650 Stimmen“. Auch für diese Aktion, die die Chorlandschaft stärken soll, gibt es 22.000 Euro.
Für Aktionen in Mitte bekommt der Lutherkirchen-Bauverein den gleichen Betrag. Den Abschluss des Aktions-Jahres bildet die Verleihung der „Schärfsten Klinge“ im November.
Geschrieben von Alex GIersberg